Mitteilungen der Islandfreunde - 01.09.1934, Page 54
dem islandischen Staate im Jahre 1930 zur
Feier seines tausendjáhrigen Bestehens ge-
schenkt hatte. Das noch fehlende Gerát wur-
de aus Mitteln der Rockefeller-Stiftung (3000
Dollar) in diesem Sommer ebenfalls in
Deutschland angekauft, wobei die deutsche
Regierung eine fiir die Islunder giinstige Be-
handlung der Valutadifferenz vermittelte.
Ein Islandfilm, der Islands Natur- und
Volksleben zu erfassen versucht, ist in diesem
Sommer von zwei deutschen Filmleuten, Dr.
Burkert und Frank Albert, gedreht worden.
Dr. Burkert-Berlin hat friiher bereits einen
Ostgrönlandfilm hergestellt. Es wird sich er-
weisen miisscn, ob es diesmal ohne besondere
Vorstudien und trotz der verháltnismáfiig
kurzen Zeit gelungen ist, die grofie Aufgabe,
Islands wirkliches Wesen auf den Filmstreifen
zu bannen, befriedigend zu lösen.
Die Briicke iiber das Markarfljót, de-
ren Rohbau schon im letzten Herbst vollen-
det wurde, ist am 1. Juli mit einer grofien,
feierlichen Volksfestlichkeit eingeweiht wor-
den. Mit dieser neuen Briicke ist nun auch der
„Waldstrom“ — dem Sagaleser wohlbekannt
aus der Njáls-Saga — eines der schwersten
Hindernisse fiir den neuzeitlichen Verkehr
im wasserreichen Siidlande bezwungen. Die
Briicke ist die zweitgröfite Islands, 242 m
lang; es ist eine Betonbriicke, die auf 11 stark
gesicherten Pfeilem das Flufibett uberspannt.
Zur Sicherang der Briickenanlage ist vom
westlichen Briickenkopf ein 2 km langer
Damm bis zu dem Berge Dímon, ebenso öst-
lich der Briicke ein 160 m langer Damm gezo-
gen worden. Die Einweihung der Briicke ge-
staltete sich unter der Teilnahme von 7000
Gásten zu einer der grofien Kundgebungen
mit anschliefiendem Volksfest, in denen das
neue Island die Errungenschaften der Tech-
nik inmitten seiner iibermáchtigen Natur und
zugleich die alte Heimat feiert.
Auf der Insel Drangey im Skagafjörður,
der letzten Zufluchts- und Todesstátte des
Sagahelden Grettir, hat man im August nach
Grettirs Wohnstelle geforscht. Die bis heute
lebendige Volksiiberlieferung wies auf eine
Stelle am Siidrand der Insel unter einem Fel-
sen, wo man tatsáehlich in einer Tiefe von
1,8 m die Úberreste einer lange in Gebrauch
gewesenen Wohnstátte fand. Den Anstofi zu
den erstmalig auf der Insel vorgenommenen
Grabungen gab die Vorbereitung der Neu-
herausgabe der Grettir-Saga, die im náchsten
Jahre in der Reihe der neuen, vorziiglich aus-
gestatteten islándischen Ausgabe des altis-
lándischen Schrifttums erscheinen soll. Die
Grabungen konnten nicht ganz zu Ende ge-
fiihrt, sollen aber fortgesetzt werden.
Eugen Mogk beging am 19. Juli seinen 80.
Geburtstag. Die Vereinigung der Islandfreun-
de, deren Ehrenprásidium der Leipziger Ge-
lehrte seit 2 Jahrzehnten angehört, begliick-
wiinscht den Jubilar zu diesem hohen Tage
als den meisterlichen Gelehrten und zielsiche-
ren Vorkámpfer nordisclier Wissenschaft, des-
sen bahnbrechender Arbeit und dessen gro-
Bem Ansehen in den nordischen Lándern ge-
rade das junge Deutschland sich stark ver-
pflichtet fiihlt.
Mit dem Professorentitel ausgezeich-
net wurden von der letzten islándischen Re-
gierung der islándische Dichtor Einar Bene-
diktsson, der Rektor a. D. Magnús Helgason
und die Schriftsteller Einar H. Kvaran, Gun-
nar Gunnarsson und Guðmundur Kamban.
Ein Bilderwerk „Das unbekannte Island“
erscheint im Oktober im Verlag Walther Hee-
ring, Halle a. d. Saale. Die Aufnahmen islán-
discher Landschaften sind durchweg vorziig-
lich gelungene Arbeiten des bekannten Licht-
bildners Dr. Heering. Der Textteil desBuches
bringt Eindrúcke und Erf ahrungen des Licht-
bildners selbst und einen UmriB der islándi-
schenVolksgeschichte vonDr. Reinhard Prinz.
Als deutscher Konsul auf Island ist Dr.
Timmermann-Hamburg eingesetzt- worden,
der schon wáhrend eines frúheren Aufenthal-
tes als Austauschstudent auf Island Gelegen-
heit gehabt hat, die islándischen Verháltnisse
kennenzulernen.
Dr. Emmy Mercedes Todtmann- Ham-
burg weilte im September in Örœfi, um ihre
glaziologischen Studien fortzusetzen.
DasnordislándischeBebenimJuni
1934. Ereignisreich war der diesjáhrige Som-
mer fúr den Islánder, nicht allein in politi-
scher Hinsicht und weil viel Fremde kamen;
Die groBen schlummernden endogenen Kráfte
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