Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1999, Page 149
VI From the tum of the century to Jan de Vries
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or to syncope.35 Neckel began a detailed investigation of the possibilities
of reaching beyond this limit. He felt that Eddie scholarship would do
well not to restrict itself to what might be delimited by exact rules only,
the complexity within the Eddie varieties being great enough to allow
for a historical comparativism of a kind similar to that of historical lin-
guistics. Recent trends in Eddie scholarship had fumished scholars with
two means by which this end might be approached: on the one hånd, the
creation of new concepts of form, in imitation of the linguists who talk
not only about sounds but about classes of sounds (“Laute/Lautarten”),
and, on the other hånd, in the reconstruction of vanished forms.36
Neckel alluded to the construction of new concepts of form under-
taken above all by Heusler, in the wake of the works of Grundtvig, Ker
and Miillenhoff (cf. p. 132 below). At the same time he alluded impli-
citly to Heusler’s reconstruction of “die Lieder der Liicke”, but more ex-
plicitly to Axel Olrik’s reconstructions of Danish Eddie poems (Dan-
marks Heltedigtning), which may have served as sources for Saxo’s
35 “Fragen wir nun, wie diese Licenzen zu erklaren sind, so kann es wohl kaum zweifel-
haft sein, daB wir es hier mit Ueberresten aus einer friiheren Zeit zu thun haben, in der das
Viersilblerschema noch nicht so straff durchgefiihrt war, wie es spater geschah. Wir hatten
also, wie schon Edzardi [...] angedeutet hat, an eine fortschreitende Beeinflussung des
KviJjuhåttr [i.e. fornyrdislag] durch die strenger silbenzahlenden skaldischen Metra (na-
mentlich das toglag) zu denken. Håbe ich aber hierin Recht, so haben wir in der Haufigkeit
und in der Art der Licenzen ein werthvolles Kriterium, um das relative Alter der verschie-
denen Gesange zu bestimmen” (Hoffory 1885: 29-30 = 1889: 33-34)
36 “Je groBer aber die Zahl der eddischen Spielarten ist, um so reichere Beute winkt unse-
rer Erkenntnis. Es ist kein Vorzug, wenn der terminus post quem fur alles ausnahmslos
gilt, wie ein Lautgesetz, wie eine physikalische oder chemische Formel. Wir haben gar
kein Interesse daran, den eddischen Zeitraum oder das eddische Ursprungsland so eng, so
scharf begrenzt und leicht iiberschaubar wie moglich denken zu diirfen. Wir werden des-
halb sorgfaltig priifen, ob wir wirklich so enge Grenzen ziehen miissen. - Die Forschung
der achtziger Jahre war durch ihren Gegensatz gegen die altere Schule dazu getrieben wor-
den, absichtsvoll zu betonen, alles, was vor 800 und auBerhalb des norronen Gebietes etwa
liege, sei terra incognita. [...] Und dies zur selben Zeit, wo die Sprach wissenschaft er-
folgreich hinausschritt iiber die zufalligen Grenzen des Uberlieferten, geleitet von der Ver-
gleichung und von Gesetzen, die, aus der Erfahrung abgeleitet, auch iiber diese hinaus
Geltung haben. Nicht nur das vergleichend-geschichtliche Vorgehen der Sprachforscher
blieb ohne Nachahmung, auch auf eine Begriffsbildung gleich der linguistischen verzich-
teten die Literarhistoriker: es gab fur sie eigentlich nur einzelne Denkmaler und Hand-
schriften mit den jeweils zugehorigen Uberlieferungs-, Verfasser-, Abhangigkeits- und
dergl. Fragen; nur die Erorterung dieser Spezialfragen unterschied sie von einem Lingu-
isten, der etwa lauter Satze, Worter oder Laute gesammelt hatte, ohne zu bemerken, daB es
Satz-, Wort- und Lautarten gibt” (Neckel 1916: 87-88).