Editiones Arnamagnæanæ. Series B - 01.06.1980, Síða 103
xcv
lich entweder Úbersetzungs- oder Abschreibfehier sind.
Einige Typen von Abweichungen vom iateinischen
Text kommen jedoch derart haufig vor, dass sie eher
Zeugnis dafiir ablegen, dass die Tempora im Lateini-
schen und im Islandischen verschieden verwendet
werden und sich somit nicht genau entsprechen.
a) Finite Formen
Das lateinische Perfekt wird teils durch das Práter-
itum, teils durch die mit hafa zusammengesetzten
Formen iibersetzt: 77,46 dedit : hefur gefit; 77,47 occi-
dit : drap\ 44,8 dilexisti ... unxit : þu hefur elskad ...
smurdi.
Das lateinische Futur wird teils durch Indikativ
Prásens oder Konjunktiv Prásens, háufiger jedoch
durch die mit skulu zusammengesetzten Formen
iibersetzt: Indikativ Prásens: 21,29 dominabitur :
drottnar, 24,8 dabit : gefur (weiter 17,21; 39,4; 48,8;
52,7; 55,4; 67,36; 68,37; 71,13 bis; 77,20; 82,2; 90,2;
93,7). Konjunktiv Prásens: 40,12 gaudebit : fagne\
71,8 dominabitur : drottne\ 71,17 magnificabunt :
mikli.
Im klassischen Islándisch wird zur Wiedergabe des
lat. Futurs normalerweise das Hilfsverbum munu ver-
wendet (vgl. Nygaard 1905, § 177). Dies wird u.a. aus
der Zusammenstellung der mittelalterlichen Psalmen-
zitate bei Kirby 1976 deutlich. In norwegischen Quel-
len des 13. Jahrhunderts und im »florissanten« Stil
aus der Zeit um und nach 1300 gibt es auch Beispiele
fiir die Verwendung von skulu zur Bildung des Futurs,
vgl. Kirby 1976 zu Ps. 17,1; 56,1; 90,7; 127,2; 144,1;
144,3 (die Záhlung nach Vulgata). Haastrup 19681
hat nachgewiesen, dass skulle (und die entsprechen-
den Formen in den anderen germanischen Sprachen)
in der mittelalterlichen Schulgrammatik das »signum
vulgare« oder das »signum teutonicale« fur das Futur
ist, d.h. in den Schulen gab es eine feste Úbersetzer-
Wiener Psalter - VII