Editiones Arnamagnæanæ. Series B - 01.06.1980, Page 108
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6. »Gute« Ubersetzungen
»Gute« Úbersetzungen, d.h. solche, die - im
Rahmen einer Interlinearversion - nicht sklavisch am
Text bleiben, sondern das Lateinische etwas freier
wiederzugeben versuchen, sind áusserst selten, z.B.
18,5 in fines orbis terre : j land (besser lond) alls
heims; 21,8 omnes uidentes : allir sem scíu (allerdings
kann diese Úbersetzung auch auf die Form omnes qui
videbant zuriickgehen, die das Psalterium Romanum
hat); 23,4 innocens manibus et mundo corde : mein-
læisis (meinlœsum?) hondum ok hreinir j hiarta
(áhnlich 63,11; 72,1); 40,3 in animam inimicorum : j
hendur ovína (allerdings findet sich im Psalterium
Romanum und in einer Handschrift der Vulgata in
manus, die der Úbersetzung zugrunde gelegen haben
könnte); 51,7; 65,1 omnis terra : huer sem einn á
jordu; 75,8 ex tunc ira tua : þa reide þín hefur komit.
E. Zur Verwendung der Úbersetzung
Die islándische Úbersetzung in der Psalterhand-
schrift Cod. Vind. 2713 ist in der zweiten Hálfte des
16. Jahrhunderts im islándischen Ostland, wahr-
scheinlich im Fljótsdalshérað (vgl. S. LVI ff.) in eben
diese Handschrift eingetragen worden. Doch ist die
Ubersetzung nicht nach dem lateinischen Text vorge-
nommen, uber dem sie eingetragen ist, sondern sie
muss eine Abschrift einer álteren Vorlage sein, die
aufgrund sprachlicher Kriterien in die Zeit zwischen
ca. 1450 und Reformation zu datieren ist.
Diese áltere Vorlage lásst sich nicht in allen Details
rekonstruieren, und es ist nicht sicher, dass es sich
dabei ebenfalls um eine Interlinearversion handelt.
Man könnte etwa daran denken, dass eine urspriing-
liche Úbersetzung vom gleichen Typ wie die gleichal-
trige altdánische Bibelúbersetzung (ca. 1480), die eine
Wort-fur-Wort-Úbersetzung ist, ohne sich jedoch an