Editiones Arnamagnæanæ. Series B - 01.06.1980, Side 111
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sche zwar das Deutsche, kaum aber das Lateinische
(Biskupasögur Jóns Halldórssonar I, S. 115). Weiter-
hin heisst es, dass der Mangel an geeignetem Nach-
wuchs fiir die Pfarreien so gross war, dass er gezwun-
gen war, sehr junge und nur unzureichend ausge-
bildete Personen einzusetzen (ebda. S. 134-35). Ftir
die Schule in Skálholt konnte er keine qualifizierten
islándischen Lehrer finden, sodass er sie aus Dáne-
mark anwerben musste (ebda. S. 136). Auch sein
Nachfolger, Bischof Oddur Einarsson (Bischof 1589-
1630), ordinierte Pfarrer, die niemals eine Schule von
innen gesehen hatten, sondem nur eines háuslichen
Lateinunterrichtes teilhaftig geworden waren (ebda. S.
183-84, S. 197). Dementsprechend fehlten auch in der
zweiten Hálfte des 16. Jahrhunderts geeignete Lehr-
bucher. So ist es erklárlich, dass eine offensichtlich
unbrauchbare, weil erzkatholische, sprachlich veral-
tete und von Fehlem úbervolle Ubersetzung wie die
des WPs Verwendung im Unterricht finden konnte.
Dass sie vor 1700 tatsáchlich in der Schule auftaucht,
scheint aus den lateinischen Marginalzusátzen (vgl. S.
XXX f.) hervorzugehen.
Der Versuch, den Entstehungsort der Originalúber-
setzung zu bestimmen, kann nur tentativ sein. Zwar
stammt die Abschrift aus dem Ostland, doch braucht
dies nicht fúr die Originalúbersetzung zuzutreffen. Es
ist aber verlockend, darauf hinzuweisen, dass es in
einem Abstand von höchstens 25 km von den Höfen
im Fljótsdalshérað, die in Verbindung mit der Ab-
schrift genannt wurden, námlich As í Fellum, Hall-
ormsstaður und Þingmúli, einen Ort gibt, der sich in
hervorragender Weise als Entstehungsort der Origi-
nalúbersetzung anbietet: es ist das Skriðuklaustur im
Fljótsdalur.
Dieses Kloster wurde 1493 als letztes Kloster auf
Island gegrúndet; geweiht wurde es von Stefán Jóns-
son, Bischof zu Skálholt (Helgason 1925, S. 242). Der