Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Side 10
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LE NORD
Kulturzentrum erbliihen zu lassen. Beharrlich versuchte er Be-
riihmtheiten und versprechende Talente im deutschen Geistes-
leben bleibend fiir Weimar zu gewinnen, was ihm doch öfters
misslang, weil seine Geldmittel nicht hinreichten, um ihre ökono-
mische Existenz zu sichern, und den unerbittlichen Geldfragen
stand er fremd gegeniiber. Namen wie Paul Heyse, Ernst von
’Wildenbruch und Richard Voss sind jedoch eng mit Carl Alexan-
der und Weimar verbunden. Im Reiche der Tonkunst geniigt es,
Liszt und Wagner zu nennen.
Die historisch romantischen Jugendtraumereien des Nach-
kommen der thiiringschen Landgrafen verwirklichten sich in der
’Wiederherstellung der verwahrlosten Wartburg. Welche Ein-
wendungen auch von der kundigeren Folgezeit gegen die Rekon-
struktion des erinnerungsreichen Schlosses erhoben worden sind,
ist die Wartburg in ihrer heutigen Gestalt als das ureigene Le-
benswerk Carl Alexanders eine Grosstat.
Die bisher veröffentlichten Briefwechsel des Grossherzogs mit
H. C. Andersen und Fanny Lewald zeugen von seiner tiefen
Natur und Ideenfiille wie auch von dem treuen Gedachtnis seines
Herzens. In weiteren Kreisen, denen seine hervorragenden mensch-
lichen Eigenschaften unbekannt blieben, heftete man sich un-
billig an seinem zeremoniellen Wesen, seiner klassizierten Aus-
drucksweise und Serenissimus-Distraktion.
Dem Fiirsten wiirdig zur Seite durch ein halbes Jahrhundert
stand seine Gemahlin, die Grossherzogin Sophie, geborene Prin-
zessin der Niederlande, seine Kusine, beide Enkelkinder des er-
mordeten Kaisers Paul. Hervorragende Zeitgenossen wie Hebbel
und Carlyle riihmen ihre geistige Oberlegenheit, ihr tiefes Gemiit
und weitumspannendes Verstándnis fiir ideelle Werte wie fiir die
Anforderungen des praktischen Lebens. Selbst verwaltete sie ihr
grosses in Holland stehendes Vermögen und verwendete es zu
Gunsten Weimars durch Griindung gemeinniitziger Anstalten
sowohl fiir den höheren Unterricht wie fiir Handfertigungsarbei-
ten. Auch war sie fiir die Organisation des Kranken- und Armen-
wesens im Lande eifrig tátig. Von dem Enkel Goethes zur Erbin
seines gesamten Nachlasses eingesetzt trug sie fiir die pietátsvolle
áussere und innere Wiederherstellung des Hauses am Frauenplan
in seiner urspriinglichen Gestalt gewissenhaft Sorge, sicherte
dessen Zukunft und machte es allgemein zugánglich. Aus eigenen
Mitteln verköstigte sie den schlossartigen Bau an der Ilm zur