Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Qupperneq 14
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LE NORD
Im Februar 1848 sandte der regierende Grossherzog Ander-
sen den weimarschen Falkenorden. In seinem Dankschreiben gibt
der Dichter seiner Trauer iiber den Tod des dánischen Königs
Christian VIII. Ausdruck. »Sein Hinscheiden,« antwortete Carl
Alexander, »ist eine Epoche fiir Dánemark, ist es fiir ganz
Deutschland.« Es kamen jetzt schwere Zeiten fiir alle Dánen, die
Verwandte und Freunde in Deutschland hatten. »Dánemark,
meine Heimat, und Deutschland, wo so viele Menschen sind, die
ich liebe, stehen einander feindlich gegeniiber,« klagt Andersen in
einem Briefe an den Erbgrossherzog. In einem spáteren Briefe,
als die Unruhe und Spannung in Kopenhagen ihren Gipfel er-
reicht hatten, heisst es: »Wann sehe ich Sie wieder, innig geliebter
Fiirst und Freund? Vielleicht niemals!« Als Antwort schrieb ihm
Carl Alexander: »Was kiimmert unsere gegenseitigen Gesinnun-
gen der Kampf der Meinungen? Die Sympathie unserer Seelen,
unseres Gemiites, unserer Phantasie, sie fiihrten uns zusammen,
sie verbanden uns und sollen uns, denke ich, so Gott will, auch
ferner verbinden. O, versprechen Sie mir, mein lieber Freund,
dass die Meinungen und Ansichten der Zeit und des Tages nie, nie
auf unsere Freundschaft Einfluss gewinnen.«
Im Friihjahr 1849 erfuhr Andersen zu seinem grossen Kum-
mer, dass weimarsche Truppen und mit ihnen der Erbgrossher-
zog nach Dánemark marschiert seien. Im September bat Ander-
sen den Fiirsten eindringlich, die als Apologie der Sache Dáne-
marks herausgegebenen »Augustenburger Briefe« zu lesen. »Ihr
edles Herz und alle deutschen Herzen, welche die Wahrheit lie-
ben, werden fiihlen, dass Dánemark unschuldig ist und ungerecht
gelitten hat.«
Vom Feldzug zuriickgekehrt schrieb Carl Alexander einen
langen Brief, datiert Belvedere den 17. September 1849, der seiner
edeln Gesinnnung und seinem warmen Herzen Ehre macht. »Ich
sehe mit Freuden,« heisst es, »dass die Politik, die Kanonenkugeln
und die weitere Entfernung uns nicht getrennt haben. So bleibe
es, mein Freund, lassen wir nie etwas zwischen uns kommen,
lieben wir uns stets und halten wir fester an einander. Wie hátte
ich in die Herzogtiimer kommen, dánischen Boden betreten kön-
nen, ohne Ihrer zu gedenken. Am meisten war dieses in Schles-
wig, hauptsáchlich aber in Gravenstein der Fall. Ich hielt in
Schleswig bei dem Bielkeschen Palais an. Meine Eltern hatten in
demselben gewohnt, ich v/ollte die Ráume kennen lernen, die sie