Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Blaðsíða 80
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LE NORD
eine Gewáhrleistung des gegenwártigen Besitzstandes, unter Vor-
behalt friedlicher Dbereinkunft iiber nothwendig befundene Aus-
gleichungen, in sich schlösse, wáre der europáische Bund dem We-
sen nach gestiftet.« Es wiirde zweckmássig sein, vorláufig nur ein
diesbeziigliches Práliminarabkommen fiir die Dauer von etwa
zehn Jahren zu schliessen. Im Laufe dieser Zeitspanne könne man
iiber die weiteren Ausfiihrungsbestimmungen verhandeln, und so-
fern ein gemeinsames Einverstándnis zu erzielen möglich sei, zu
einem definitiven Vertrage iibergehen und die Neuordnung der
europáischen Verháltnisse durchfiihren.
Gleichzeitig mit der Verzichtleistung auf den Krieg miissten
indessen unverziiglich verschiedene Ergánzungsmassnahmen ge-
troffen werden, aus denen hervorgehen könne, dass den euro-
páischen Máchten ernstlich daran gelegen sei, einen Bundesstaat
unter gleichartigen Bedingungen fiir die Mitglieder zu schaffen.
Wie bereits erwáhnt, miissten alle noch bestehenden Beeintrdchti-
gungen des freien Verkehrs der europaischen Völker aufgehoben
werden. Dies bedeute in allen Staaten die Gleichstellung anderer
Staatsuntertanen hinsichtlich der Zollabgaben und die Aufhebung
aller absoluten Ein- und Ausfuhrverbote; dasselbe gelte in Bezug
auf die Absperrung einzelner Gebiete gegen fremde Einwande-
rung. Nach der Durchfiihrung dieser Massnahmen solle ein all-
gemeiner Kongress zusammentreten, dessen Aufgabe es sei, die
Verháltnisse Europas endgiiltig zu regeln. Der Kongress werde
sich mit drei Fragen zu bescháftigen haben: dem Wiederaufbau
der Wirtschaft der verschiedenen Staaten, der Ordnung der Kolo-
nieen und der Regelung der religiösen, rechtlichen und polizeili-
chen Stellung der europaischen Staatsburger. Alle Biirger könnten
innerhalb der einzelnen Bundesstaaten mit Fug auf die gleiche
Behandlung vor dem Gesetz Anspruch erheben.
Die erste Frage — der Aufbau der europáischen Wirtschaft —
ist offenbar nach Ansicht des Verfassers die wichtigste; sie wird
jedenfalls weit ausfiihrlicher und eingehender erörtert als die bei-
den anderen Probleme. Schmidt-Phiseldek geht von dem von
Adam Smith erbrachten Nachweise aus, dass die Edelmetalle seit
Anfang des 18. Jahrhunderts im Preise gestiegen sind — man
muss sich vergegenwártigen, dass diese Ausfiihrungen vor den
grossen amerikanischen und australischen Gold- und Silberfunden
des 19. Jahrhunderts geschrieben wurden — und folgert hieraus,
dass Steuern und Abgaben, die in Geld bezahlt werden, aber der
Natur der Sache gemáss einen gewissen Prozentteil von dem Er-