Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Page 82

76
LE NORD
werden miissten, dass von dem stipulierten Silbergewichte uberall
nur drei Yiertel zu entrichten waren. Dadurch werde dem driick-
enden Mangel an Barschaft in Europa abgeholfen werden. Fiige
man hierzu eine Steuerreform, so dass die Steuern — wie ur-
spriinglich — den Menschen auferlegt wiirden, damit sie durch
einen Teil ihrer Arbeitskraft und ihres durch diesen zustande-
gebrachten Einkommens zum Bedarf des Staates beitragen könn-
ten, werde eine bedeutende wirtschaftliche Erleichterung eintre-
ten. Ein solches Ergebnis könne aber, wie erwáhnt, nur durch die
Stiftung eines europáischen Bundes erreicht werden, der zur Ein-
schránkung der stehenden Heere und zu einer Fixierung und all-
máhlichen Tilgung der Schulden der verschiedenen Staaten fuh-
ren könne.
Was das Kolonialproblem anbelangt, miissten nach der An-
sicht Schmidt-Phiseldeks die ausserhalb Europas liegenden Be-
sitzungen in schutzverwandte Filialstaaten umgewandelt werden.
Die Zeit sei unwiderruflich voriiber, wo Kolonieen nur als nutz-
bares Eigentum des Mutterlandes behandelt werden könnten;
wenn die bisherige Praxis fortgesetzt werde, laufe man die Ge-
fahr eines allgemeinen Abfalles. Die Kolonieen seien jedoch auch
weiterhin unentbehrlich; die Aufrechterhaltung unserer Produk-
tion, besonders der Fabriksindustrie, sei von ihnen abhángig.
»Hört unsere iiberseeische Herrschaft auf, so ist unsere Wohl-
fahrt unserem amerikanischen Rival in die Hánde gegeben.....
Und sollte es selbst einen Kampf gelten um Seyn oder Nichtseyn,
so diirfen wir ohne Kampf nicht aufgeben, was Jahrhunderte
mit unermesslichen Anstrengungen fiir uns gewonnen haben, und
je edelmiithiger auf jede unhaltbare Anmassung verzichtet werden
sollte, um desto fester miisste behauptet werden, was mit unserem
guten Rechte zu behaupten ist, das váterliche Band der obersten
Leitung, und, wenn dereinst auch diese nicht lánger in unserer
Hand verbleiben könnte, die freundschaftliche Verbindung mit
denen, die von uns ausgegangen.« Das koloniale Verfassungssy-
stem der Zukunft sei offenbar das der englischen Besitzungen in
Nordamerika vor der Lostrennung von Grossbritannien: eine lo-
kale Versammlung mit einer starken exekutiven Gewalt an ihrer
Seite. Aber in allen gemeinsamen Fragen miisse die Entscheidung
in den Hánden des hohen Rates des europáischen Bundesstaates
liegen, der auch durch eigens entsandte Vertreter die Aufsicht mit
der Verwaltung der betreffenden Gebiete fiihren solle, so wie es
z. B. seitens Grossbritanniens gegeniiber den Ionischen Inseln
durch einen Lord-Oberkommissar geschehe.