Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Side 85

»DER EUROPAISCHE BUND«
79
militarischer Natur gegeniiber anderen Weltteilen haben wiirde.
Denn wenn dies auch nicht allzu sehr mit seiner iibrigen idealisti-
schen Einstellung iibereinstimmt, wird man kaum bestreiten kön-
nen, dass jeder politische Zusammenschluss eo ipso einen gegen
andere gerichteten Stachel haben muss.
Was die Ausfiihrungen Schmidt-Phiseldeks im einzelnen anbe-
langt, ist zu bemerken, dass gute Köpfe sich alle Zeit mit áhnlichen
Gedanken getragen haben. So schlug z. B. der Schriftleiter der dá-
nischen Zeitschrift »Finanstidende«, Carl Thalbitzer, im Juni
1919 die Errichtung zwei neuer Institutionen unter den Auspi-
zien des Völkerbundes zur Förderung des Wiederaufbaus des
Welthandels vor. Die eine von diesen war eine Girobank, die zur
Hauptaufgabe haben sollte, Kredite zu gewáhren und den Pari-
wert einer internationalen Miinzeinheit gegeniiber dem Golde auf-
recht zu erhalten. Diese Wáhrung sollte als »League of Nations«
bezeichnet werden und den Wert von ^ Kilogramm Gold haben;
das notwendige Stammkapital — der Grundfond — der Bank
sollte dadurch zustandegebracht werden, dass die einzelnen An-
teile auf die betreffenden Lánder verteilt wurden. Die zweite In-
stitution war ein grosses »Waren-Clearinghouse«, das die Waren-
offerten der verschiedenen Regierungen in Empfang nehmen und
somit als eine Art Warenbörse dienen sollte. Dieser Gedanke er-
innert an die neuerdings von Professor Bertil Ohlin (»Politiken«
8. August 1940) gemachten Vorschláge zur Lösung der wirtschaft-
lichen Fragen zwischen Dánemark, Schweden und Deutschland
mittels eines dreiseitigen Clearing-Abkommens, wodurch Dáne-
marks Forderungen an Deutschland aus den von Schweden dem
Dritten Reiche zu leistenden Zahlungen befriedigt wiirden.
König Friedrich VI soll von der Schrift Schmidt-Phiseldeks
iiber Europa und Amerika nicht recht erbaut gewesen sein und
dem Verfasser gegeniiber geáussert haben: »Was sind das fiir
merkwiirdige Biicher, die Sie schreiben? Sie sollen ja darin be-
haupten, dass es jetzt zu teuer sei, in Europa zu leben? Das darf
ein Mann in Ihrer Stellung nicht öffentlich sagen.« Welchen Ein-
druck die spátere schriftstellerische Tátigkeit des Verfassers auf
den König und die Leserwelt gemacht hat, wissen wir nicht; dass
dieselbe nicht all zu sehr mit der »heiligen Allianz« harmonierte,
wie diese sich unter der Leitung Metternichs entwickelte, ist offen-
bar. Aber dies war nicht der einzige Umstand, an dem das System
Schmidt-Phiseldeks scheiterte. Der dánische Diplomat P. Schou