Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Qupperneq 86

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LE NORD
hat in seinem grossen Werk iiber den modernen Staat (»Den mo-
derne Stat« 1931) hervorgehoben, dass die Staaten jetzt notwen-
digerweise auf die unbedingte Suveránitat, mit der sie sich seit
dem 16. Jahrhundert geschmiickt haben, verzichten miissten, wenn
die Entwickelung einen Schritt weiter gefiihrt werden solle. Dies
geschah im Zeitalter des Hellenismus in den griechischen Stádte-
staaten, und es sind die Proteste gegen diese Zumutung, die bisher
jeden wirklichen Zusammenschluss gehindert haben. Der alte
Staatsbegriff muss liquidiert, und ein wesentlicher Teil seines In-
halts aufgegeben werden. Aber auch in einem anderen Punkte hat
Schmidt-Phiseldek nicht die Schwierigkeiten, die der Verwirk-
lichung seiner Gedanken im Wege standen, vollauf erkannt. In
seiner letzten Schrift von 1822 findet man ein Kapitel iiber die
Nationalitát, die iibrigens mit feinem Verstándnis behandelt wird.
Die Aufhebung derselben durch Verschmelzung mit fremden Sit-
ten und Gebráuchen diirfte eher zu einer Schwáchung der inneren
Kraft des Bundes fiihren. Jede der europáischen Nationen muss
sich dazu entwickeln, ein selbstándiges Glied des Volkskörpers,
den sie zusammen bilden, zu werden. Aber nirgends erwáhnt der
Verfasser die Sprache, und als Beamter in einem zweisprachigen
Staate hat er kein Verstándnis dafiir, wie eng diese mit der Ge-
samtkultur des Volkes verwachsen ist.
Und dennoch diirften seine 120 Jahre alten Schriften noch
heute in entscheidenden Punkten von Interesse sein. Schmidt-Phi-
seldeks Irrtiimer sind grösstenteils die seines Zeitalters. Seine Vor-
ziige sind seine eigenen.