Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Side 144
DIE SCHICKSALSGEMEINSCHAFT DER NOR-
DISCHEN VÖLKER
Von Sven Tunberg,
Rektor der Hochschule in Stockholm.
a ~J~AS ist »der Norden«? In seiner jetzigen, mehr fixier-
ten Bedeutung geht dieser Name unzweifelhaft in
f T der Hauptsache auf das Jahrhundert des sog. Skan-
dinavismus zuriick, wo der Name zur Bezeichnung der von die-
ser Bewegung beriihrten Völker wurde: der Danen, Norweger
und Schweden. Die jiingsten politischen Ereignisse, die ehemals
schwedische Landesteile östlich des Bottnischen Meerbusens, unter
Finnlands Staatsoberhoheit gesammelt, zur nordischen Kultur-
gemeinschaft zuriickbrachten, haben es natiirlich erscheinen las-
sen, den Begriff des Nordens auch auf Finnland zu erstrecken.
In gewissem Grade kann der Begriff des »Nordens« als mit dem
Begriffe »Skandinavien« konkurrierend betrachtet werden. Ur-
spriinglich zweifellos eine Bezeichnung fiir den siidlichsten
Kiistenstrich des schwedischen Landes — »die gefáhrliche Insel«
nannte man ihn wegen seiner fiir die Seefahrt schwierigen Riffe
und Sandbánke, und diese Bezeichnung ist noch in dem Land-
schaftsnamen Schonen erhalten — galt das Wort Skandinavien
literarisch bald von der skandinavischen Halbinsel im ganzen,
bald, an bekannte politisch-historische Zusammenhánge ankniip-
fend, von der skandinavischen Halbinsel samt Dánemark. Der
allgemeine Sprachgebrauch zeigte sich widerstrebend, als es nötig
wurde, auch Finnland in die Grenzen Skandinaviens aufzuneh-
men. Fiir Skandinavien und Finnland als Gesamtheit wird daher
zuweilen — vor allem in Finnland — die geologisch-geographisch
gefárbte Bezeichnung »Fenno-Skandia« angewendet.
Uber die gemeinsame Stammesherkunft der nordischen Völker
— von den finnisch-ugrischen Völkern im Osten und Norden ab-
gesehen — kann ja kein Zweifel bestehen. Wir wissen, wie ur-
sprxinglich einheitliche germanische Stámme von Siiden nach
Norden in Skandinavien vordrangen und diese Lánder urbar
machten. Erst um 600—800 n. Chr. hat sich die allmáh-
lich eintretende geographische Zersplitterung stárker geltend
gemacht und lokale Variationen in Sprache und kulturellen
Gepflogenheiten mit sich gebracht. Auf diesen lokalen Variatio-
nen bauten ihrerseits die nordischen Reichsgriindungen auf, die