Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Qupperneq 154
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LE NORD
beiten, uns ein Verzeichnis der 'Worte und Eigenschaften gáben,
die beide Sprachen trennen, und zugleich einen Vorschlag, wie
die eine Sprache, ohne etwas zu verlieren, sich der anderen an-
passen und sich mit deren Oberfluss bereichern könnte? Mir
scheint, nachst einer aufrichtigen und bestdndigen Freundschaft
zwischen den beiden Nationen, die auf gemeinsame Vorteile ge-
griindet ist, könnte man sich nichts denken, das besser geeignet
wáre, sie mit anderen gebildeten Völkern ins Gleichgewicht zu
setzen.«
Unter dem Drucke der drohenden Entwicklung der Weltlage
wurden auch bald die neuen skandinavischen Einheitsgrundsátze
vor aller Welt bekanntgegeben. Der dánische Historiker Fr.
Sneedorff hielt im Friihjahr 1792 in der Nordischen Gesellschaft
in London einen Vortrag iiber »Die Wichtigkeit der Ver-
einigung der drei nordischen Staaten«, worin er folgende interes-
sante Ausserung tat: »Seht, da liegt Skandinavien, unser Vater-
land, mitten zwischen Russland und Deutschland. Auf der einen
Seite das kolossale Reich, mehr eine Welt als ein Staat, das vor
einem Jahrhundert in Europa kaum dem Namen nach bekannt
war, das vor einem Jahrhundert in seiner Sprache noch keine
Bezeichnung fiir ein Kriegsschiff hatte; seht, wie es sich der
Seefahrt im Schwarzen Meere bemáchtigt, und es ist kein pani-
scher Schrecken, wenn Ihr dasselbe in der Ostsee befiirchtet. Auf
der anderen Seite Deutschland, dessen augenblicklicher Zustand
in hohem Grade die Aufmerksamkeit jedes denkenden Europáers
fesseln sollte. In Hunderte von Kleinstaaten aufgeteilt, deren
Regenten ausser fiir ihre eigenen Untertanen niemals gefáhrlich
gewesen sind, scheint es nach menschlichem Ermessen einer gros-
sen Veranderung entgegenzugehen; alles scheint fiir die Allein-
herrschaft geebnet zu sein, die Jahrhunderte lang die Politik des
Hauses Oesterreich gewesen ist, die Schweden unter Gustav Adolf
verhindert und die Friedrich II. von Preussen aufgehalten
hat. Was kann aber jetzt das Haus Oesterreich aufhalten, einer-
seits mit Preussen verbunden und andererseits durch Frankreich
nicht mehr behindert, ja, von der augenscheinlichen Volksgárung
begiinstigt, die in allen Kleinstaaten Deutschlands herrscht, wo
man eine Veránderung wiinscht, weil man unzufrieden ist, und
wo man zufrieden sein wird, wenn nur eine Veránderung
eintritt. Und wenn dann auch noch Russland und Deutsch-
land, in diesem Augenblick durch mancherlei Bande verbunden,
einander an der Ostsee die Hánde reichen, dann wird es fiir uns