Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Blaðsíða 184
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LE NORD
durchzufuhren und spáter das Gebáude in unversehrtem Zustande
bis auf unsere Tage zu erhalten. Trondheim erhob sich in rei-
cherer Schönheit als die beiden Schwesterdome, sank aber in
Triimmer. Seine Wiedererrichtung in erneuter Pracht sollte
schliesslich das grosse nationale Symbol fiir die Wiederherstellung
Norwegens als Staat werden. Roskilde, im Einklang mit den
Plánen der ersten Bauherren vollendet, einheitlich und geschmack-
voll in seiner Stilhaltung, aus dem eigenen Material der Ge-
gend, dem Ziegel, erbaut, hat sich im Wandel der Zeiten erhalten,
und ihm war es vergönnt, spátere Zubauten als Teile in seine
Ganzheit aufzunehmen, bis ins x8. Jahrhundert hinein, zu der
schönen Königsgruft in klassischem Stil. Der dánische bischöf-
liche Dom, so wie wir ihn heute sehen, ist das Ergebnis einer
Macht, die sich selbst kennt, ihre Stárke und ihre Begrenzung.
Der Dom zu Upsala — gross und elegant begonnen, wáhrend
des Baus zur Aermlichkeit umgewandelt, von Zeit zu Zeit durch
Feuersbríinste verwiistet, wiederaufgebaut, im letzten Jahrhun-
dert bis zur Unkenntlichkeit entstellt, Grabkirche fiir Könige
und Háuptlinge — stellt uns das Schicksal des schwedischen Rei-
ches in guten und schlechten Zeiten vor Augen. Doch wird man
nur ungern allzu grosses Gewicht auf die Restaurierung unter
der Regierung Oskars II. legen oder auf den Verfall, in den
er in unseren Tagen geraten ist. In dem Dome zu Linköping
haben die Formmotive und Konstruktionen der mittelalterlichen
Architektur, vom Siiden und Westen sowie von der zur glei-
chen Diözese gehörigen Gotlánderinsel geholt, sich ein Stell-
dichein gegeben, um miteinander zu wetteifern und zuletzt ins
Einvernehmen zu kommen, haben sich vermischt und sind zu
einer Ganzheit verschmolzen, die kaum ihresgleichen hat: eine
westfálische Hallenkirche in friihgotischen und hochgotischen
Formen, deutsch, englisch, französisch und gotlándisch durch-
einander, von verschiedenen Seiten eingefiihrt und gleichzeitig
natiirlich gewachsen auf dem ostgotischen Boden selbst, auf dem
die Kirche steht. Mit der Klosterkirche zu Vadstena gibt der
Norden zum einzigen Male in der Geschichte der Baukunst ein
Vorbild, das in den Lándern ringsum Nachahmung findet. Das
spáte Mittelalter baut die dánischen Stadtkirchen mit treppen-
giebelverzierten Tiirmen, errichtet die grossen Dorfkirchen Finn-
lands und Norrlands, die Sammelstátten der Gemeinden der Zehn-
meilensprengel an den grossen Festtagen, und gliedert den Do-
men in Aarhus, Linköping, Vásterás, Strángnás und Ábo die