Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Qupperneq 187

NORDISCHE KUNST
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den, um Finnland gegen die Bedrohung durch Eindringlinge zu
schiitzen. Das Schloss zu Vadstena ist das erste schwedische Bau-
werk, das in seinem Aeusseren bereits von Anfang an das Ge-
prage der Renaissance erhalt. Johann III., der grösste schwedi-
sche Bauherr des 16. Jahrhunderts, vollendete den Bau von Vad-
stena, veránderte die Schlösser von Stockholm und Kalmar im
Geiste der Renaissancezeit und baute Borgholm und Upsala neu
auf. Er holte seine Bildhauer und Maler aus den Niederlanden,
seine Architekten aus Italien, via Ost- und Norddeutschland.
Wenn die Wasaarchitektur schwedisch wurde, so geschah das
gewisslich nicht in bewusster Absicht. Derartige nationale Am-
bitionen waren den alten Zeiten fremd. Sie gehören bei uns in
Schweden erst der romantischen Zeit um die Wende des letzten
Jahrhunderts an. Es kann aber nicht geleugnet werden, dass das
Ergebnis schwedisch wurde, ein Ergebnis, das, wenn auch gánz-
lich bedingt durch die Strenge des Klimas, die Hárte des Ma-
terials und die Knappheit der Baumittel, doch einen stolzen Wil-
len offenbart, vor allem in dem máchtigen Ausmasse der An-
lagen.
Wenn Frederik II. Kronborg erbaute, Dánemarks erste grosse
Königsburg nach Abschluss des Mittelalters, so tat er dies wohl
zum Teil, um den Wettbewerb mit seinen adligen Zeitgenossen
aufzunehmen und sie ohne jedes Bedenken zu iiberstrahlen, zum
Teil aber auch, um sich am Eingang zur Ostsee nicht nur durch
Preischiisse gegen die fremden Schiffe zu behaupten, die verpflich-
tet waren, den Sundzoll zu erlegen, sondern auch durch eine
monumentale Pracht, die alle Seefahrer, von welchem Lande sie
auch kommen mochten, zwingen musste, die Augen aufzutun.
Kronborg ist einzigartig in der Welt. Ebenso wie die Liibecker
daheim keine Gelegenheit hatten, ein Gegenstiick zu Herrn Stens
St. Georg zu schnitzen, so hatten die Hollánder keine Möglich-
keit oder keine Veranlassung, an ihrer eigenen Kiiste ein Schloss
von dieser stolzen Schönheit zu bauen. Jedesmal, wenn man sich
von der schwedischen Seite des Sunds her Kronborg náhert, wird
man von dem gleichen festlichen Gefiihl erfiillt. Wie majestá-
tisch und doch wie munter lachend liegt das goldengraue Schloss
da innerhalb der griinen Wálle, von denen der Danebrog weht
und sein Rot und Weiss gegen das blaue Meer und den blassen
Himmel abzeichnet! Trotz der Assoziationen mit Hamlet wirkt
Kronborg nicht romantisch. Das Schloss hat ein ruhiges Behagen
an sich, eine dánische Anmut (»Ynde«), die dennoch die Erin-