Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Qupperneq 188

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LE NORD
nerung an den Heroismus nicht ausschliesst, der im dánischen
Gemiit vielleicht nicht die erste Geige spielen darf, fiir den man
aber ein Gefiihl haben muss, wenn man sich vermessen will,
Dánemark zu verstehen: »Weh’ stolz auf Codans Wogen, blut-
roter Danebrog.« Tief unten im Gewölbe unter den freundlichen
kupfergriinen Tiirmen sitzt ja Holger Danske.
Unter Christian IV. hat Dánemark die Fiihrung in der nordi-
schen Kunst. Der König baut seine Schlösser, Frederiksborg und
Rosenborg, seine Börse, seine Kirchen in Kopenhagen und Kri-
stianstad. Der Adel, máchtig und iibermiitig, wetteifert mit dem
Monarchen im Schlösserbauen auf Seeland, auf Fiinen, in Jiit-
land und in Schonen. Der hollándische Stil, mit einer Mischung
von Ziegeln und Natursteinen, auf dánischen Boden verpflanzt,
zeigt seine Möglichkeiten festlicher Monumentalitát und reicher
Abwechslung. Norwegen muss sich mit einem schwachen Ab-
glanz all dieser Herrlichkeit in ein paar Adelsschlössern aus der
Mitte des 17. Jahrhunderts begniigen, verspáteten Bliiten am
Baume der Renaissance wie Ostrát und Rosendal. Schweden folgt
zwar mit ein paar Bauten aus der Zeit Gustav II. Adolfs dem-
selben hollándischen Stil, der in Dánemark so reiche Bliite ge-
tragen hat. Die Verháltnisse, Bránde und Umbauten, haben es
jedoch mit sich gebracht, dass diese Epoche so gut wie gánzlich
aus dem schwedischen Baudenkmalbestande ausgelöscht worden
ist. Damit haben wir wieder ein Beispiel dafiir, wie die Kunst-
kultur der nordischen Lánder sich gegenseitig ergánzt.
Nach der Mitte des 17. Jahrhunderts werden die Rollen ver-
tauscht. Schweden steigt sieggekrönt zu einer neuen Grossmacht-
stellung empor und fiihlt das Bediirfnis, sich vor der Welt zu
behaupten. Das Kupferstichwerk Svecia Antiqua wird als eine
Prachtpublikation geplant, die dem Zweck dienen soll, Schwe-
den vor dem Auslande als ein altes Kulturland und ein mách-
tiges Reich darzustellen, mit einer Hauptstadt, die mit Palásten
bebaut ist, wáhrend auf dem Lande sich stolze Schlösser in Seen
und Buchten spiegeln. Man hat deutlich den Eindruck, dass man
sich gliicklich fuhlte, wenn ein geplanter Monumentalbau die
Möglichkeit gab, das Sveciawerk um noch ein schönes Kupfer
zu vermehren.
Lorenzo Magalotti, ein italienischer Diplomat, der Schweden
im Anfang der Regierungszeit Karls XI. besuchte, hat seine Ver-
wunderung úber den römischen Stil ausgedrúckt, der die schwe-
dische Hauptstadt zu prágen begann. Das klassische war damals