Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Page 191

NORDISCHE KUNST
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In der neuklassischen Epoche verschiebt sich das Verháltnis
zwischen den verschiedenen Lándern, mehr noch als in der Ro-
kokozeit, zugunsten Dánemarks. Caspar Friedrich Harsdorff ist
einer der geistreichsten und originellsten europáischen Vertreter
eines Stils, der wieder zur Strenge und Grösse der Antike hin-
strebt. Die Kapelle Frederiks V. am Dom zu Roskilde, 1770 ge-
zeichnet und gebaut, ist ihrer Zeit voraus und ein Werk, das
dem Wandel der Zeiten trotzend, noch heute modern und ak-
tuell ist. Was zur gleichen Zeit in Stockholm von Adelcrantz
und Palmstedt gebaut wurde, hált sich im allgemeinen Stil Lud-
wigs XVI. Und wenn der Franzose Despréz sich in Stockholm
und Upsala mit seinen »paestischen« Prostylien versucht, so wird
das mehr eine Kuriositát als ein befruchtender Einschlag. In
Schweden bildet sich auch keine fortgesetzte Tradition, die sich
mit der vergleichen lásst, die in Dánemark von C. F. Hansen und
Gottlieb Bindesböll reprásentiert wird.
Die Antike und Italien nehmen von der zweiten Hálfte des
18. Jahrhunderts an in der dánischen Kultur eine Stellung ein,
die nirgends im Norden ihresgleichen hat. Diese Elemente wer-
den in einer eigentumlichen Weise mit dánischem Wesen ver-
schmolzen.
Fiir die Bildhauerkunst gibt es nach der Reformation in kei-
nem der nordischen Lánder andere Aufgaben als das Grabdenk-
mal. Diese Auftráge mussten im 14. und 15. Jahrhundert Aus-
lándern anvertraut werden, die sie entweder in ihren Werkstátten
in Flandern und Holland ausfiihrten, oder die nach dem Nor-
den kamen, um dort zu arbeiten. Dánemark hatte im 16. Jahr-
hundert sowohl auf dem Gebiete der Bildhauerarbeit wie der
Baukunst Geld und Neigung fiir den grössten Luxus. Zwei der
allerbesten Arbeiten von Cornelis Floris entstanden zur Verherr-
lichung des Gedáchtnisses dánischer Könige: das Grabdenkmal
Frederiks I. im Dom zu Schleswig und das Christians III. in
Roskilde. Schweden folgte ein gutes Stiick hinterher mit den
Grabdenkmálern Gustav Wasas und Katharina Jagellonicas im
Dom zu Upsala von dem bei Johann III. angestellten Bildhauer
und Baumeister Willem Boy aus Mecheln. In Norwegen, wo
keine Könige oder Magnaten begraben wurden, bestand kein
Bediirfnis fiir Prachtgruften.
In der zv/eiten Hálfte des 17. Jahrhunderts wiinschten die
dánischen und schwedischen Bauherren, hier und da ein Schloss-
interieur mit allegorischen und mythologischen Figuren zu