Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Side 192
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LE NORD
schmiicken. Auch jetzt wendet man sich gern nach Flandern, um
den gewiinschten Kiinstler zu finden. Wir können hier an das
Treppenhaus in Drottningholm denken und an den Meister sei-
ner Marmorstatuen, Nicolas Millisch. Yon den verschiedenen Plá-
nen fiir königliche Reiterstatuen auf öffentlichen Plátzen wurde
in der Barockzeit nur ein einziger auf nordischem Boden ver-
wirklicht. Der Christian V. des Franzosen Lamoureux, »das
Pferd« (Hesten) auf dem Kopenhagener Kongens Nytorv
(»Neuem Königsplatz«), hat allen Wirkungen der Zeit getrotzt,
obwohl es nur in Blei ausgefiihrt wurde.
Die Aufgaben der Malerkunst lagen lange Zeit ausschliesslich
auf dem Gebiete des Portraits, und der Mangel an zustándigen
Fachleuten wurde durch einberufene oder eingewanderte Kiinst-
ler ausgefiillt. Gustav Wasa bekam den deutschbiirtigen dáni-
schen Hofmaler Jacob Binck ausgeliehen, damit er ihm das be-
kannte Portrait ausfiihrte, das sich jetzt in der Universitát Up-
sala befindet — eine Form des Einvernehmens zwischen den
nordischen Höfen, die auch spáter hin und wieder vorkommen
sollte. Der Portraitist Johanns III., Johann Battista van Uther,
verfertigte ein Portrait in Ganzfigur vom Könige und seinem
Sohne Sigismund, das von dem Anspruch des Bestellers auf mo-
numentale Wiedergabe Zeugnis ablegt. Das gleiche Streben ver-
anlasste Frederik II., von Hans Knieper ein Portrait von sich
und den Seinen in Ganzfigur und grossem Format malen zu
lassen. Das 16. Jahrhundert vertraute sonst, sowohl im Schwe-
den Eriks XIV. wie im Dánemark Frederiks II., seine anspruchs-
vollsten Aufgaben, wo es sich um die Ausschmiickung von Wán-
den in Schlössern handelte, der Bildwebekunst an. In Schweden
liess man die gotischen Sagakönige auf im Lande hergestellten
gewebten Tapeten von seltener Kostbarkeit darstellen. In Dáne-
mark bekam der erwáhnte Hans Knieper den Auftrag, die Kar-
tons mit Motiven aus der dánischen Königschronik fiir die Ta-
peten zu zeichnen, die Kronborg schmiicken sollten. Wenn somit
Dánemark und Schweden in der zweiten Hálfte des 16. Jahr-
hunderts gleichen Schritt hielten, bekam Dánemark zur Zeit
Christians IV. einen Vorsprung. Karel van Mander d. J. ist wohl
nicht gerade einer der grössten hollándischen Meister, er stellt
aber doch ein gutes Mittelniveau dar, und sein Talent iibertrifft
bei weitem das seiner Zeitgenossen in Schweden, beispielsweise
das des Livlánders Jakob Elbfas, mit dessen Namen man mehr
oder weniger rechtmássig so viele steifbeinige, kollerbekleidete