Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Side 194
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LE NORD
besass bei allen seinen Schwáchen jedenfalls die Fáhigkeit, zu
gewissen Zeiten zu den sublimen Höhen emporzusteigen, wo eine
Kultur ihren Höhepunkt erreicht und ihrem Yolk fiir immer eine
Synthese und ein Symbol gibt. Schweden tritt durch Karl Fre-
drik von Breda und Elias Martin auch mit der englischen Malerei
in Verbindung. Breda bleibt auch in seinen besten Werken
meistens nur ein Reynoldsschiiler von recht hohem Rang. Martin
entwickelt sich zu einem eigentiimlich beseelten und persönlichen
Landschaftsschilderer, auf dem Gebiete der Malerei der erste
Darsteller jenes lyrischen Naturerlebens, das fiir die Schweden
bis auf unsere Tage in Dichtung und Kunst kennzeichnend ge-
worden ist. Keines der anderen Völker des Nordens besitzt ein
Gegenstiick zu Elias Martin.
Dánemark hat in Jens Juel einen Portraitmaler, der einen
anziehenden Ubergang vom Rokoko zum biirgerlichen Realismus
darstellt, und in Abildgaard einen interessanten und eigentiimli-
chen Vertreter jenes Stadiums der Friihromantik, das, mit einem
Einschlag des Studiums der Antike, uns draussen in Europa bei
dem in England so geschátzten Schweizer Fiissli begegnet. Als
Enthusiast der Antike und Michelangelos verzichtet Asmus Jacob
Carstens auf die Farbe. Er bildet durch seine Persönlichkeit und
sein Werk eine Briicke von der dánischen zur deutschen Kunst.
Sowohl Dánemark wie Schweden sind genötigt, bis zur Mitte
des 18. Jahrhunderts ihre Bildhauer aus Frankreich zu holen.
Schweden gelingt es, in Jacques Philippe Bouchardon ein glánzen-
des Talent zu gewinnen, und wir können iiber seine Biiste von
Karl XII. und seine laternentragenden Puttengruppen im Trep-
penhaus des Stockholmer Schlosses ungeteilte Freude empfinden.
Sein Nachfolger, L’Archevéque, kann nicht gerade als eine ebenso
gute Errungenschaft angesehen werden. Der Gustav Wasa, den
er zur Aufstellung vor dem Ritterhause ausgefiihrt hat, ein Moses
von Michelangelo, der sich erhoben hat und mit wallendem Gang
und schleppendem Mantel einherwandelt, ist nicht ohne dekora-
tive Haltung. Die Gustav Adolfstatue aber, die nach vielen
Miihen, lange nach seinem Tode, ihren Sockel auf dem Platze
einnahm, dem sie spáter den Namen gegeben hat, trágt die Spuren
der Widerwártigkeiten, mit denen sie zu kámpfen gehabt hat.
Ein Schwede, der auf dem Schlossplatz von Amalienborg vor
Salys Frederik V. steht, wird von Bewunderung und Neid erfiillt.
Salys Werk gehört zu den besten Reiterstatuen Europas. Die Sil-
houette von König und Pferd ist edel, die Modellierung lebendig,