Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Side 201

NORDISCHE KUNST
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und »Feste Varberg« sieht, oder wenn man den Blick yon Lilje-
fors’ »Habichtnest« zu »Uhu im tiefen Walde« wendet, von
Richard Berghs »Blumenpfiickerin« zu seinem »Nordischen Som-
merabend«. Uber das letzte Bild liess ein französischer Kunstken-
ner vor vielen Jahren einmal eine charakteristische Ausserung
fallen: »Ein Maler, der so ein Verandagelánder macht, ist kein
grosser Kiinstler«. Formell hatte diese schwedische Kunst der
i89oer Jahre viele Mángel — Mángel, von denen die Kunst der
8oer Jahre frei war —, Hárten in der Ausfuhrung, eine schwere
und bisweilen disharmonische Farbe, eine Vereinfachung des
Valeurproblems, Tendenzen zu zeitbedingter Stilisierung. Man
muss aber zugeben, dass die Maler des Kiinstlerverbandes und die
mit ihnen Sympathisierenden zum ersten Male in origineller Weise
schwedisches Naturgefiihl und schwedische Natur in ihrem Zu-
sammenspiel zum Ausdruck brachten. Eugéne Janssons »öster-
langgatan« (die östliche Langestrasse im alten Stockholm) ist in
besonderem Masse fiir die nationale Zwielichtlyrik dieser Epoche
charakteristisch. Fiir den von Gustaf Sundbárg seinerzeit hervor-
gehobenen Mangel der Schweden an psychologischem Interesse
ist es bezeichnend, dass diese Kunst so selten Menschen schildert.
Die Ausnahmen, die die Regel bestátigen, Richard Berghs soeben
erwáhntes Sommerabendgemálde und sein »Die Alten am Stran-
de«, sind Schilderungen der Spiegelung der Landschaftsstimmung
im menschlichen Seelenleben.
In Norwegen finden sich wohl Symptome einer áhnlichen
naturalistisch-lyrischen Romantik, z. B. bei Harald Solberg. Aber
das Interesse fiir Menschenschilderung íiberwiegt. Wir können an
einen solchen Meister der Illustrationskunst denken wie Weren-
skiold. Wie treffend deutet und veranschaulicht er mit seinen
Zeichnungen die Gestalten aus Asbjörnsens und Moes »Márchen«,
aus Jonas Lies »Die Familie auf Gilje«! Und an seiner Seite
stehen Gerhard Munthe und der junge Halfdan Egedius, wenn es
gilt, mit kongenialer dramatischer Kraft und epischer Wucht
Snorres Königssagas zu illustrieren. Diese norwegische Illustra-
tionskunst ist eine Gabe an den ganzen Norden. Gerhard Munthe,
der ebenso entschlossen wie Gallén und die schwedischen Meister
der 9oer Jahre sein parisisches Können auf dem Altare der natio-
nalen Romantik geopfert hat, verliert in seinen dekorativen Kom-
positionen nicht das psychologische Interesse. Er schildert die
Angst der Mádchen vor dem ungebetenen Freier, dem Eisbáren,
oder vor dem zauberhaften Gnomengesindel, das leise umher-