Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1917, Page 4
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Der Unweise,
Der zu andern kommt,
Halte stets sich still:
Niemand merkt,
DaB er nichts versteht,
Wenn die Zunge er ziigeln kann,
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Der nur weiB,
Der weithin zieht
Und viele Fahrten tat,
Was im Innern
Jeder andre hegt,
Der Besonnenheit besitzt.
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Erfahren heiBt,
Wer fragen kann
Und antworten auch;
Nicht lange gelingts
Den Leuten, zu hehlen,
Welches Sinnes sie sind.
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Fragen und erzáhlen
Der Erfahrne soll,
Der gescheit erscheinen will;
Nur er solls wissen,
Nicht ein andrer noch,
Mit dem dritten das Dorf es weiB.
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Viel schwatzt der Mann,
Der nicht schweigen kann,
Unverantwortlich aus;
Rasche Zunge,
Die man im Zaum nicht hált,
Spricht sich oft Ungliick an.
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Alles verlacht
Der elende Mann,
Der von iibler Art;
Er weiB nicht,
Was er wissen sollte,
DaB er von Fehlern nicht frei
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Niemand soll man
Zum Narren halten,
Auch wenns zum Gastmahl geht;
Klug diinkt sich mancher,
Wenn ihn keiner befragt
Und er heile Haut behált.
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Der spottfrohe Gast,
Entsprang er gliicklich,
Gar weise sich wáhnt;
Nie weiB genau,
Wer neckt beim Mahl,
Ob er sich nicht Unheil anschwatzt.
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Viele Mánner
Sind sich freundlich gesinnt,
Doch beim Gelage lástern sie;
Unfrieden
Weckt das ewiglich,
Es hadert Gast mit Gast.
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Gehn soll man
Nicht als Gast weilen
Stets an einem Ort:
Der Liebe wird leid,
Wenn lange beim andern
Auf der Bank er bleibt.
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Gut ist ein Hof,
Ist er groB auch nicht:
Daheim ist man Herr;
Hat man zwei Ziegen
Und aus Zweigen ein Dach,
Das ist besser als betteln gehn.
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