Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1931, Blaðsíða 8
vierteiliger Takt vor. Wenn einem Forscher vom Range Hornbostels Solches
passiert, so beweist das nur, wie nötig es ist, dafi die Forscher auch die betr.
Sprachen beherrschen. Als Schlufi der Rolle 52 singen dieselben Sánger ein
offenbar auslándisch beeinflufites Lied, das nach der Art der Reimweisen
etwas stilisiert ist. — Von VaUholt erreichte ich spát am Abend in tiefer
Finsternis den Hof Viðimýri, wo ich wieder iibernachtete und am náchsten
Tage die Karawane mit dem Ftihrer zuruckschicken konnte. Hier kann der
Fremde noch eine alte aus Grassoden gebaute ,,Kirche“ anstaunen, die zu
diesem Hof gehört. Úber Volkslieder-Sánger konnte man mir aber wenig neues
berichten, vermutete jedoch, dafi in dem benachbarten Handelsplatz Sauðár-
krókur zur Zeit sich einige volksliederkundige Bauern aus dem Distrikt
aufhalten wurden. Hier machte ich denn weitere Aufnahmen. Hs sind drei
Bauern, die auf RoUe 53 Zwiegesánge singen. Nur der eine davon „geht
hoch“, d. h. singt die quintierende Begleitstimme. Das erste Lied ist bei
Hornbostel als Phonogramm 53 a aufgezeichnet, dasselbe Lied wie 51 a,
aber Hornbostel verzeichnet es diesmal in einem doppelt so schneUen Tempo.
Bei wiederholtem Abhören konnte ich keine wesentliche Abweichung des
Tempos in Verháltnis zu RoUe 51 bemerkeu. (Die Fermaten bei den Schlufi-
Phrasen sind das erste Mal lánger.) Vielleicht liegt ein Irrtum vor. Der
SchneUigkeitsgrad ist durch ein eingeblasenes a am Schlufi jeder RoUe oder
eines Liedes vermerkt. Die Lieder sind bei verschiedener EinsteUung des
SchneUaufs des Apparates aufgenommen. Bei den weiteren Aufzeichnungen
Hornbostels nach dieser RoUe ist namentlich auffaUend, dafi er glissandi
und vibrati vieifach in (rhythmischen) Noten aufschreibt. Das Phono-
gramm 53 c scheint ein Choral neueren Ursprungs zu sein. Auch die quin-
tierenden Reimweisen dieser Bauern sind nicht charakteristisch; diese Misch-
gattung habe ich auch kaum anderswo gefunden. Bei 53 e ist die Auf-
zeichnung Hornbostels im Widerspruch zum Sprachrhythmus wieder un-
richtig; das Lied fángt mit schwerem Taktteil an; es wechseln Vierviertel-
und Dreiviertel-Takt. Zu Anfang der Rolle 54 singen dieselben Bauern
nochmal eine quintierende Reimweise áhnlichen Stiles. Den Rest der Rolle
singt dann ein yijáhriger Bauer aus dieser Gegend. Es sind meist Reim-
weisen und seine Singart zeigt unberuhrte Natur. In seiner ungehobelten
Art fragt er zwischendurch in den Phonographen hinein, ob er nun anfangen
soll. Bevor er sein erstes Lied anfángt, sagt er in den Phonographen: „Nú!“
Das funfte Lied der Rolle ist eine Variante zu Phon. 53 c. Das letzte Lied
der Rolle singt er zweimal, um die Rolle zu ftillen; vor der Wiederholung
des Liedes fángt er zu sprechen an, was gleich unterbrochen wird und durch
das Phonogramm wie eine Störung erscheint, die natúrlich nicht zum Lied
gehört. Von Sauðárkrókur reisten wir nach dem Handelsort Blönduós,
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