Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1934, Blaðsíða 24

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1934, Blaðsíða 24
Zwar waren das nur kurze Tráume, aber sie waren docb die einzigen Sterne in dem náchtlichen Dunkel meines Lebens — Sie sagen, du habest mich ins Verderben gestiirzt! Glaube ihnen nicht! Du hast nicht mehr schuld daran, daB ich nicht zum Ziele gelangte, als die Beeren daran schuld sind, die am Wegrand leuchten und des Wanderers Zunge kuhlen, . der nach ihnen verlangt. Ist es ihre Schuld, wenn er solange sich dabei aufhált, daB er sein Ziel nicht erreicht ? Wáre es besser gewesen, wenn er, entkráftet von Hitze und Miidigkeit, niedergesunken wáre am Wege und keine Erquickung ge- nossen hátte ? Sie sagen, daB ich auf den Hund gekommen sei. Ja, warum auch nicht ? HeiBt das nicht vielmehr auf den Hund kommen, wenn man wie ein geknechteter Sklave von Kopenhagen weggefiihrt wird und sich dann im Dienste eines elenden Krá- mers in einem abgelegenen islándischen Kiistenplatz abmiihen muB, ein geknech- teter Sklave, seiner Schulden wegen ? HeiBt das nicht auf denHund kommen, als ein verlebter Lump hingeschickt zu werden, um bei seinem Brudersohn das Gnadenbrot zu nagen ? Nein, Liige! Ich weiB, was das ist, auf den Hund kommen: Das ist, nach der Art des Pöbels zu heulen, rnn zu Ansehen und Macht zu gelangen, das Herumwedeln um die Herrschenden, und den Kleineren dabei in die Ferse beiBen! Ich habe mich niemals auf gef iihrt wie ein Hund. Ich bin eher, ubersáet von W un- den, gefallen, als daB ich mich hátte beugen lassen. Noch ist mein Schild ebenso rein wie damals, als ich ihn empfing. Icli beuge mich keiner Macht, weder im Him- mel noch auf Erden! * Die Mitternacht náhert sich unaufhaltsam. Ich fúlle den letzten Becher, stehe auf und hebe ihn mit ausgestrecktem Arm. So stand ich frúher zwischen fröh- lichen Kameraden und sprach glúhende Worte. Ich fúhle Kraft in meinem Arm, er zittert nicht. Ich bin wieder jung! Ich stehe in voller Lebenskraft, und mein schönster Traum hat sich erfúllt. Ich stehe auf dem Gesetzessprecherf elsen, und das ganze islándische V olk ist unter mir auf dem Abhang versammelt. Ich höre das Rauschen und das Stimmengewirr der Menge. Meine Stimme aber ist klar und stark wie einst und sie bringt alles zum Schweigen. Islándisches Volk! Ich erhebe diesen Becher voll edlen Weines, denn dir zum Gedenken will ich sagen: Ich habe einen schrecklichen Traum getráumt, doch jetzt ist er zerronnen. Ich tráumte, ich wáre ein alter Lump geworden. Und ich haBte dich, weil mein Herz 144

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