Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1934, Blaðsíða 28
fiihrt. Die Alumnen wáhlen selbst aus ibrer Mitte einen „oddviti“, der die Stu-
denten vertritt und gegebenenfalls mit dem Yorstand des Studentenheims ver-
bandelt, der aus 5 Mitgliedern bestebt, von denen 2 vom „stúdentarád“, 2 vom
Konsistorium und 1 vom Ministerium ernannt werden. Der jetzige Vorsitzende
ist Dr. Gunnlaugur Einarsson.
Fiir das gesellige Leben der Studenten ist gesorgt worden durcb eine neue Aus-
gabe des Liederbuches der Studenten („Söngbók stúdenta“). Das Liederbucb,
das zum ersten Male vor 40 Jabren herausgegeben wurde und lángst vergriffen
war, enthált eine Menge von Studentenliedern, die fur das islándische Studenten-
leben cbarakteristisch sind und einen Blick in die Seele der islándischen Studen-
ten gestatten. Es lohnt sich, diese neue Ausgabe, die vom Landesbibliothekar
Dr. Gudmundur Finnbogason besorgt wurde, kurz zu betrachten.
Beim Trinkgelage wird nun die Strophe aus Sigrdrífumál gesungen:
Bjór foerik þér,
brynþings apaldr,
magni blandinn
ok megintíri
fullr er hann ljóda
ok líknstafa,
gódra galdra
ok gamanrúna.
Bier bring ich Dir,
Brúnneneichbaum,
Gemischt mit Starke
Und stolzem Buhm,
Voll von Sprúchen
Und Freudenrunen
Gutem Zauber
Und Glúcksstáben. (Genzmer)
Die alten Skalden Egill Skallagrímsson, Snorri Sturluson und SturlaÞórdarson
sind in diesem neuen Buche vertreten.
Wenn die Strophe von Egill
Drekkum ór, þótt Ekkils
eykrídr beri tídum
horna sund at hendi,
hvert full, bragar Ulli —
Ebbe im Horn: ob úppig
Auch gefúllt sein Bauch ward!
Voll bleibt’s nie, so viel auch
Fluthengsts Reiter schenken!
gesungen wird, verschwinden ftir einen Augenblick die bald 1000 Jahre, die ver-
strichen sind, seit Egill diese Strophe verfaBte, und das kráftige Zugreifen des
Dichters:
— leifik vaetr, þótt Laufa
leikstoerir mér foeri
hrostatjarnar horni
horn til dags at morni,
Malztrank, frisch gemaischter,
Mag im Horn nicht lagern:
Schenkt’s der Herr des Schwertspiels,
Schwenk ich’s lang noch, denket! (Niedner)
findet allgemeinen Anklang und Egill wird als guter Freund und Ratgeber beim
Trinken empfunden.
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