Jökull - 01.12.1953, Blaðsíða 38
ruht. Die ungewöhnlich grosse Schneeanháufung
auf dem östliclien Vatnajökull 1935/36 (Thor-
arinsson) kann auch nicht dafiir verantwortlich
gemacht werden. Aber möglicherweise haben
áhnlich grosse Schneemengen in vorhergehen-
den Jahren die Eismassen des Eyjabakka- und
des östlichen Brúargletschers in plötzliche Be-
wegung und Vorrúcken gesetzt.
Áltere Endmoránen, als die oben genannten,
sind im Vorfeld des Eyjabakkagletschers bisher
nicht bekannt geworden. Es bestátigt sich also
auch hier der von H. W:son Ahlmann und S.
Thorarinsson aufgestellte Satz: die Eiszungen
des Vatnajökull haben im 19. Jahrliundert, ei-
nige schon im 18. Jh., ihren Höchststand in
historischer, vielleicht auch in postglazialer Zeit
erreicht.
Die Masse der Moránenlagen bis zum Eisrand
sind in den drei Querschnitten, wie folgt.
Profil A. „im westlichen Teil des Glet-
schers" nach Sigurdur Thorarinsson.
Breite der 1890er ..............‘. . . . 150 m
von 1890er bis 1931er .............. 230 —
Breite der 1931er .................. 65 —
von 1931er bis Eisrand 1935 ........ 105 —
Profil B, 450 m östlich des alten Durch-
bruchstals durch die 1890er, etwa
gleiche Lage wie Profil B von Sigurd-
ur Thorarinsson.
Breite der 1890er 370 m.
von 1890er bis súdl. Rand des Sees . . 360 —
vom See bis 1931er ................ 100 —
Breite der 193Íer ................. 120 —
(Von 1890er bis Eisrand 1935 nach
Thorarinsson 630 m).
von 1931er bis 1938er ............. 150 —
Breite der 1938er ................. 230 —
von 1938er bis Eisrand 1945 ....... 170 —
von 1945 bis Eisrand 1953 ......... 210 —
Rúckzug seit 1890er = 1340 m.
Profil C, 150 m westlich der Jökulsá
Breite der 1890er 230 m.
von 1890er bis 1931er ............. 270 —
Breite der 1931er ................. 190 —
von 1931er bis 1938er ............. 50 —
Breite der 1938er ................. 420 —
von 1938er bis Eisrand 1945........ 210 —
von 1945 bis Eisrand 1953 ......... 160 —
Rúckzug seit 1890er = 1300 m.
Der Eisrand des Eyjabakkagletchers zeigte
alle Anzeichen eines zurúckgehenden Glet-
schers: flaches Ansteigen, Ausdúnnung. Nur
eine schwache Aufwölbung an der eigenartigen
Mittel- bzw. Innenmoráne könnte eine geringe
Belebung der Eisbewegung andeuten. Die Rúck-
zugstendenz muss schon lángere Zeit angehal-
ten haben, denn die Mittelmoráne liegt mit
etwa 700 m Lánge ganz ungestört, wie ein toter
Walfisch, auf dem bereits eisfreien Gelánde.
Dieses Gelánde ist jedoch nur oberfláchlich eis-
frei. Denn vom Eisrand bis in die Náhe der
1890er Moráne ist úberall begrabenes Eis im
Boden nachweisbar.
Álteren Nachrichten zufolge gab es zwei
máchtige Schmelzwasserströme, die am westli-
chen und östlichen Eisrande entsprangen. 1935
traf Thorarinsson den máchtigsten Strom am
Ostrande und weitverzweigtes Schmelzwasser auf
dem Sander westlich der Moránen. Auch Frið-
rik fand 1951 die westliche Jökulsá mit starkem
Strom dicht an der Moráne und viele Wasser-
arme auf dem Sander. 1953 war der Sander ganz
frei von Schmelzwasser, nur ein schmales Rinn-
sal aus Sickerwasser floss durch das grossartige
Durchbruchstal westlich des Eyjafell. Die
Jökulsá, am westlichen Eisrand entspringend,
nahm den Weg am Eisrand entlang, durcheilte
eine bizarre Toteislandschaft, durchbrach an
mehreren Stellen den Eiswall der Mittelmoráne,
und zog durch flach ausgebreitetes Schmelzwas-
ser, bis sie durch den moránenbedeckten Fels-
buckel vom Eisrand abgelenkt wurde. Nachdem
sie die 1931er in einem kleinen Katarakt durch-
brochen hatte, nahm sie die viel schwáchere
östliche Jökulsá auf. Den vergrösserten Stausee
durchströmend nahm sie den Weg durch die
1890er ins versumpfte Vorland.
Ubersichtlich betrachtet ist das Feld vor dem
Eyjabakkagletscher erstaunlich reich an ver-
schiedenartigsten Eisrandformen. Sicherlich
hángt dies mit den weichen Ablagerungen vor
der Zunge, den herausragenden Inselfelsen, der
Neigung und der Form der Gletscherunterlage
sowie von dem mehr oder weniger schnellen
Vor- und Zurúckgleiten des Gletschers ab. Áhn-
liche Landschaften sah ich nicht irn Súden vom
Skeiðarár- bis Hoffells-gletscher. Doch besteht
eine gewisse Áhnlichkeit mit den Eisrandland-
schaften, wie ich sie in Spitzbergen gesehen
habe.
LITERA TUR VERZEICHNIS:
Ahlmann, H. W:son, und Thorarinsson, Sigurd-
ur. Vatnajökull, Scientific Results of the
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