Le Nord : revue internationale des Pays de Nord - 01.06.1940, Qupperneq 185

NORDISCHE KUNST
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grossen lichtvollen Chöre an. Jetzt werden alle die friiher holz-
gedeckten svealandischen Kirchen mit Sterngewölben und Netz-
gewölben versehen, und Maler wie Peter, Ivan und Albert ma-
chen sich mit einer ausgelassenen Freude und einer dekorativen
Sicherheit an sie heran, die uns daran erinnern, dass das Zeit-
alter der nordischen Unionsfehden dasselbe 15. Jahrhundert war,
in dem die Renaissance in Umbrien und Toscana in Bliite stand.
Im ganzen Norden war man darauf bedacht, seine Nutz-
giiter, Norwegen seinen Klippfisch, Jiitland seine Ochsen, Schwe-
den und Finnland ihre Butter und ihr Pelzwerk, gegen die köst-
lichen Altarschreine auszutauschen, die in Meister Franckes und
Meister Bertrams Hamburg, in Herman Rodes und Bernt Notkes
Liibeck geschnitzt und gemalt wurden. Es macht den Eindruck,
als ob diese Werkstatten fast mehr fiir die nordischen Lánder
gearbeitet haben als fiir ihren ziemlich beschránkten eigenen
Markt. Freilich hatte man in Schweden keine Stádte, wo sich
eine kiinstlerische Handfertigkeit soweit entwickelt hatte, dass
sie den Wettbewerb mit der auslándischen hátte aufnehmen kön-
nen. Der norrlándische Heiligenbildschnitzer Hákan Gulleson
gibt uns mit seinen steifen, aber báuerlich geputzten Arbeiten
eine Vorstellung davon, was wir zu leisten imstande waren, wenn
wir unser Bestes taten. Aber es fehlte gewiss nicht an der Ge-
sinnung, aus der heraus die grosse Kunst erwáchst, der Wille zur
Pracht, zur Schönheit und zu gesteigertem Ausdruck fiir An-
dacht und Erhebung. Und wenn es nicht nur die Hánde sind,
die das Kunstwerk schaffen, sondern auch die geistige Kraft,
welche die Eingebung schenkt, dann ist das Sankt Georgs-Bild
des Liibeckers Bernt Notke in der Stockholmer Grosskirche in
gewissem Sinne auch ein schwedisches Werk. Als das erste grosse
Denkmal des schwedischen Nationalgefiihls steht dieses Bild des
siegesgewissen jungen Helden da mit den fliegenden goldenen
Locken und dem weissen Schimmel mit dem Drachen unter sei-
nen Hufen. Zu Hause in Liibeck hátte Notke weder diesen Auf-
trag bekommen noch sich die Inspiration fiir seine Durchfiih-
tung holen können. In den ersten Jahrzehnten des 16. Jahr-
hunderts wendet sich Schweden mit seinen Altarauftrágen nicht
mehr nach Liibeck, sondern nach Briissel und Antwerpen. Wenn
die schwedischen Kirchen, die Kathedralen von Strángnás und
Vásterás, die Klosterkirche in Vadstena, die Dorfgemeinden in
Villberga und Jáder, Jan Borman in Briissel mit ihren Bestel-
lungen aufsuchten, konnten sie sicher sein, Altarwerke zu erhal-
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