Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1949, Side 63
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logisch áusserst unwahrscheinlich, dass in demselben Satz
fiir den Sommeranfang und den Winteranfang zwei ganz
verschiedene Dinge gemeint seien.
Demgegeniiber weist REUTER darauf hin, dass Friih-
ling und Herbst in Snorris Satz keineswegs klimatische,
sondern auf die Gleichen fallend, ausgesprochen astro-
nomische Tage sind. Hiergegen kann allerdings mit Recht
eingewendet werden, dass wie REUTER selbst sagt, Friih-
ling und Herbst keine Jahreszeiten, sondem einer der
12 Jahresmonate sind.
Um schliesslich eine Erklárung fiir diese offensichtlichen
Widerspriiche zu finden, gibt REUTER wieder zu be-
denken, dass die Fahrtage in Snorris Stelle af einen Feh-
ler, wahrscheinlich des Abschreibers, zuriickgehen könn-
ten. Eine derartige Hilfshypotese klárt zwar den Wider-
spruch, stellt aber die Deutung an sich in ein sehr frag-
liches Licht. Will man einen solchen Fehler also nicht
annehemen, so mögen vielleicht einst auf Island wie in
Norwegen die Fahrtage auf dem ersten Sommertag ge-
legen haben und erst spáter, des Wetters wegen, in den
Sommer verschoben sein. Fiir diese Vermutung, die von
THORKELSSON stammt, fehlt der Beweis.
Vermag nun die Rechnung vereint mit dem Befund
diese Widerspriiche zu kláren?
Zunáchst erhebt sich die Frage, gilt die Regel SNORRIS
fiir Reykholt, seinem Wohnsitz, und ist der erwáhnte
Sonnenuntergang in der Eyktstátt von hier aus beobach-
tungsmássig bestimmt? Dann wáre es erforderlich, die
wahren Horizontverháltnisse zu beriicksichtigen, von denen
zum Beispiel THORKELSSON sagt, die Sonne gehe hinter
hohen Bergen unter. Ich habe die Horizonterhöhungen
zwischen Siid- und Westpunkt von Reykholt aus vermes-
sen. Leider sind die diesbeziiglichen Messungen nicht in
meinen Besitz gekommen. Auf einer Notiz ist lediglich
das Ergebnis des ersten Messpunktes beim Azimut S 13°
W mit einer Höhe h=6.52° vermerkt. Im Anschluss an