Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1949, Side 68
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Dabei bleibt doch noch die Frage offen, ob es nicht
richtiger ist, fiir die Rechnung den theoretischen Wert
S 67.5° O zu benutzen, denn ich habe ja die Ansicht disku-
tiert, dass das ganze System der Eyktmarken der 16
Teilung der Haupthimmelsrichtungen angepasst ist. An
und fiir sich ist es in Hinblick auf die Streuung, die der
ganzen Ermittlung der Eyktmarken naturgemáss anhaftet,
unerheblich, denn die zur Diskussion stehenden Werte
unterscheiden sich nur um gut einen Grad. Wir werden
aber sehen, dass wir bei der astronomischen Breitenbe-
stimmung rein formell auf Schwierigkeiten stossen, ich
will daher beide Werte diskutieren.
b) Hat Leif die in Snorris Edda bei 67.5° definierte
Eyktstátt und die nach dem Befund auf Island beim sym-
metrischen Winkel 66° liegende Dagmálstátt bei Beschrei-
bung der Sonnenstandsbeobachtung gemeint? Oder hat
er auch die in der Graugans bei 52.5° festlegte „Spátnón“
benutzen können?
Hierzu kann man sagen, dass Leif ja wohl kaum um das
Jahr 1000 die kirchenrechtliche Festlegung des Jahresll23
gekannt haben kann. Natiirlich mag, wie STECHE an-
fiihrt, das altnordische Wort Eykt schon vor der Grau-
gansfestsetzung das Azimut 52.5° bedeutet haben: Sowohl
in der Uberlieferung als auch im Befund — und das sei
nochmals besonders hervorgehoben — ist Dagmálstátt
oder Eyktstátt nirgendwo in Island auf S 52.5° O zu finden.
Es bleibt somit wohl nur die Lösung, die durch die
Messergebnisse wesentlich gestiitzt wird: Leif Erichson
hat die auch im Skáldenlehrbuch Snorris gut 200 Jáhre
s'páter erwáhnte Eyktbestimmung, Eyktstátt oder Dag-
málstátt beim WSW — bezw. OSO Punkt gemeint.
c) Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass mit
einem Winkelwert von 67.5° sich die geographische Breite
Vinlands nicht berechnen lásst, da an keinen Ort der Erde,
selbst nicht am Áquator, zur Zeit der Wintersonnenwende
die Sonne einen so weiten Tagesbogen hat, der vom Hori-