Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1949, Page 71
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c) Denkbar ist ferner, dass Leif sich iiberhaupt nur mit
einen „Ungefáhr" begniigte, das heisst sowohl die Sonnen-
standsbeobachtung als auch die Richtungsfestlegung des
Bezugspunktes, wie man so sagt, „iiber den Daumen hin-‘
machte.
Ein „nahezu“ im vorgefundenen Text einfiigen, erscheint
mir bedenklich und vor allen Dingen nicht befriedigend,
wáhrend die zweite Erklárung auch rein psychologisch
mir treffend und plausibel erscheint.
Die astronomische Bestimmung der geographischen
Breite Vínlands bleibt also, wenn sie vom Eykt- oder
Dagmálswert 67.5° ausgeht, abhángig von der Grösse des
Fehlers, den man LEIFS Sonnenstandsbeobachtung zumu-
ten will. (Wie schon erwáhnt, erfáhrt dies Resultat nur
unerhebliche Ánderung, wenn wir statt 67.5° den Mess-
wert 66.2° einsetzen). Bescheiden wir uns mit einer Fehl-
weisung bis zu 5°, so ergibt sich astronomisch gesehen
als Ergebnis und Befund: Vínland kann zwischen dem
Áquator bis zum 32. nördlichen Breitengrad gesucht
werdend)
3. Die beschreibende geographische Deutung. Die astro-
nomische Ortsbeschreibung wiirde weitgehend erhártet
werden, wenn es gelánge, aus den alten Zeugnissen der
Vinlandfahrer, aus der Landesbeschreibung, den klima-
tischen Beschreibungen usw. ein wahrheitsgetreues Bild zu
bekommen, das der geforderten siidlichen Lage entspreche.
Verschiedene Wissenschaftler haben ihre Meinung hierzu
zum Ausdruck gebracht und in erbitterten und harten
Worten ist es dabei zu einem wahren Streit der Ansichten
gekommen.1 2) Es fehlt dabei nicht an Angriffen, bei denen
1) Andere Annahmen fiir Eykt- und Dagmálstatt (Winkelwert
60° oder 52.5°) die ich nach allen Ausfiihrungen fiir unwahrschein-
lich halte, lassen eine eindeutige Breitenbestimmung zu, die nicht
mit Fehlern zu rechnen braucht.
2) Ich nenne an Literatur: O. S. Reuter „Zur Geographie Vin-
lands,“ Zeitschr. fiir die gesamten Naturwissenschaften, Folge 1—2,
1942. Derselbe, „Ist das nordmannische Weinland in Florida zu