Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1949, Side 82
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Ist das Zufall? Ich kann es mir schwer denken, 'ja
die Frage wáre der Nachpriifung wert, ob jenes Stein-
fenster natiirlichen oder kunstlichen Ursprunges ist. Wie
Abb. 20.
Das Lögberg-Steinfenster gezeichnet nach
einer Photographie. Das Steinfenster liegt
in Blickrichtung West.
dem auch sei, von Lögberg aus bietet jenes bizarre Stein-
fenster in Westlage Anhaltspunkt fiir mancherlei himmels-
kundliche Beobachtung. Die erwáhnten Bestimmungen der
Graugans sprechen zwar nur von der Sonne Stand, von
Himmelsrichtung ist dabei nicht die Rede, wer sich aber
an so genaue Vorschriften hielt, musste iiber das allge-
meine Richtungsbild an sich schon gut Bescheid wissen;
mit einem Blick war vom Lögberg aus (Westlage in Rich-
tung durch das Steinfenster) allgemeine Orientierung so-
fort möglich.
Wáhrend bei freiem Horizont der Oberrand der Sonne
am Sommersonnenwendtage nicht fern vom Nordpunkt
(Azimut = N 17.9° W) um 22h42m untergeht, erfolgt der
Sonnenuntergang wegen der hoch aufragenden Bergku-
lisse vom Lögberg aus gesehen 4(4 Stunde friiher. Die
Sonne hat dann ihren Untergang nur 11° vom Westpunkt
entfernt (Azimut = W 11.2° N) schon um 18h2m bei
einer Horizonthöhe von 20.8°. (Siehe auch Abb. 19). Auf
das Thingfeld kommt die Sonne am Sonnenwendtag um
2h40m morgens; am Aufgangshorizont ist die Berger-
höhung nur 3.7°, das durch diese Erhöhung bewirkte Auf-
gangsazimut ist N 36.1° O.
1) Die Mitte des Steinfensters hat ein Azimut W 0.8° S. Hátte
ich den Theodoliten um einen Schritt nach Siiden gesetzt, so wáre
die Abweichung, Mitte Steinfenster gegen astronomisch West, Null
geworden.