Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1925, Blaðsíða 6

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1925, Blaðsíða 6
ein Bild der islándischen Natur, das erst einen vollendeten Begriff gab von dem. was die Phantasie des Nordens als „vafurlogar", wie der Islánder esnennt, als „Waberlohe des Brynhildensteins‘‘, wie Wagner es iibertrug, ersinnen kann. Zu den groBen Herrlichkeiten des islándischen Naturbildes gehört iibrigens auch die Schau, die sich fast jedem Islandreisenden von Reykjavík aus dar- bietet, wenn ihm das Wetter nicht allzu ungiinstig ist, námlich die Schau von dort aus iiber das Meer zu den reinen Schneegefilden des Sn&fellsjöktill, wenn dieser im Lichte der Abendsonne ergliiht, so unbeschreiblich rein und rosig, daB seiner Reinheit xmd zarten Pracht sich alle irdischen Gedanken neigen miissen. Aber auch in den diisteren Stimmungen der Natur bleiben Islands Farben von fast unbegreiflicher Zartheit. Als ich irn Spátsommer 1924 nach einem regenschweren Tage auf einer Höhe am Inselfjord in Nord-Island das Heran- dámmern der Nacht erwartete, sandte der unsichtbare, tief hinter Wolken und Felsgipfeln versunkene Sonnenball eine Strahlenkrone aus, die wie das geisterhafte Licht von iibergewaltigen Scheinwerfem die Wolkenránder und weite Ráume des Himmels úberzuckte, wáhrenddessen die schneebedeckten Höhen fast unmerklich blasser und blasser wurden, bis ihr Purpurhauch in einem zarten, lichten BláulichweiB erstarb und nur mehr im Norden einige tiefgelbe Streifen den letzten Schimmer des Tages andeuteten. Darauf er- glánzte zwischen finsteren Wolken von Zeit zu Zeit durchlugend das L,icht des aufgehenden Mondes, das den Fjord und die weichen Hugel und die schroffen schneebedeckten Felsen mit einem unsagbar milden weiBlichgrúnen Schein umspann, in dem die Natur zu tráumen schien. Gehören diese Lichtwirkungen mit zu dem Schönsten der islándischen N.atur, so steht ihnen die Schönheit der Formen nur wenig nach. Die Berge, die alle unbewaldet sind, bieten ihre von der Natur gemeiBelten Glieder deffl Auge in unverhúllter Pracht; jede Schwellung, jede Dehnung, jede Gestaltung bis hinauf zum hohen Felsenhaupt ist bis auf groBe Fernen deutlich erkennbaf. Táler und Schluchten, sanfte Wiesen- und Moosabhánge und steile Trap- gebilde geben, begiinstigt von der lichten Luft, einen wunderbaren Zusammen- klang der Formen, eine Einheit in der Mannigfaltigkeit und eine Mannig- faltigkeit in der Einheit, die den höchsten Anforderungen an Schönheit nahe kommt und innerhalb der weiten Skala vom Lieblichen zum Schaurigen unter starker Betonung der Gegensátze fast úberall die ideale Mitte klassischer Schönheitsgebote innehált. Ein islándischer Dichter, der leider allzu jung vom Tode hingeraffte GuÖ- mundur Magnússon, der unter dem Decknamen Jón Trausti schrieb, gab in der Einleitung zu seinem vierbándigen islándischen Heimatsroman 6

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