Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1926, Blaðsíða 13
können als solche nur als Gedanken wirken. Und der Vermittler der Ge-
danken vom Kiinstler zum Beschauer ist die anschauliche Gestaltung.
Berlin H. Schúen
IV. DEUTSCHE STUDENTEN AUF ÞORÐARHÖFÐI
UND DRANGEY IM SKAGAFJÖRÐUR
Von A. A. Kuhnert, Hamburg
Ein zwölftágiger Marsch von Húsavík rtmd um das Mývatn nach Akureyri
lag hinter uns. Wir beschlossen nun unsere zweite Reise, wiederum
ganz zu FuB, dem Skagafjörður und seiner wenig bekannten „Grettirinsel"
zu widmen. So brachen wir nach ein paar Ruhetagen von Akureyri auf und
liefen durch den öxnadalur iiber Vindheimar, Bakkasel nach Silfrastaðir.
In langsamen Márschen ging es von dort dem Meer zu und kurz vor Viðvík
sahen wir zum erstenmal unser Ziel. Steil und máchtig steigt Drangey aus
dem Meere auf, nicht weniger trutzig die Uandspitze Þórðarhöfði, und
um die Ecke lugte das steile Ende der Insel Málmey. Auf den Rat des
Pfarrers in Viðvík liefen wir die Ostkuste des Fjordes hinauf, denn in Hofsós
sollte es sicher ein Motorboot geben, das uns nach Drangey bringen wúrde.
Deider war unsere Hoffnung vergebens und so liefen wir ziemlich geknickt
weiter, um wenigstens Þórðarhöfði kennenzulemen. In Bær legten wir
unsere Rucksácke ab, um von hier das Basaltmassiv zu ersteigen. Das ist
nun ein ganz seltsames Gebilde! Man weiB nicht, ob das 200 m hohe ,,Dreieck“
Insel oder Halbinsel ist, denn zwei, etwa 3 km lange und nur etwa 10 m
breite Dandzungen ketten das Massiv an das Festland. Die beiden Uand-
zungen schlieBen einen nur sehr schwach salzigen See, das Þórðarvatn,
ein; so mutete uns dieses seltsame Stúckchen Uand an wie ein sich báumen-
des Pferd, dem die Zúgel angelegt sind, das zomig im Meer stampft, um
losbrechen zu können nach der Feste Drangey, die gar zu herrisch vor ihm
liegt. — Wir liefen úber die súdliche Bandzunge, ein wahrer Ueidensweg
fúr unsere schon stark mitgenommenen FúBe. ptwa 5 m hoch liegen die
kopfgroBen abgeschliffenen Basaltstúcke aufeinander und bilden so einen
Wall, gegen den das Meer vergeblich ansttirmt. Donnemd schlagen die
Wellen dagegen, rasselnd fluten die Wogen zurúck tmd von neuem bringt
das Meer Steine um Steine, den Wall zu verbreitern. Uber alle mögliche
angeschwemmte Gegenstánde laufen wir unságlich múhsam bis zum FuB
des Basaltmassivs. In zwei Terrassen steigt es an, die erste mit ungefáhr
6o° Neigung, der zweite Absatz sehr viel sanfter. Erdbeeren, Heidelbeeren
und unglaublich viele und dicke Rauschbeeren finden wir am Súdhang.
Als wir beide Absátze erstiegen hatten, kamen wir in eine groBe, mit gutem
Gras bestandene Mulde; von allen ihren Seiten steigen nun die steilen
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