Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1934, Qupperneq 37
islandischen Schiifttums zu schaffen. Die
Ausgaben stellen neue wissenschaftliche Lei-
stungen dar und sind doch zugleich durch die
Art ihrer Aufmachung, angefangen vom Pa-
pier und Druckbild bis zu den sehr schönen
Bildbeigaben, zum Klassiker-Besitztum eines
jeden Sagafreundes bestimmt. Wenn die
ganze Sammlung sich auf dieser Höhe halt,
können die Islander stolz sein auf diese neue
Darbietung ihres wertvollsten Kulturschatzes.
Die kritisehen Einleitungen der Herausgeber
befassen sich, z. T. von neuen Gesichtspunk-
ten und Erkenntnissen aus, mit Herkunft,
Entstehung, Artbestimmung der betreffenden
Saga und werfen dabei iiber das Einzelwerk
hinaus neues Licht auf den gesamten Eragen-
bereich der Sagakunst. Sigurður Nordal er-
hártet durch neue Stilvergleiche seine schon
fruher aufgestellte These, daB als Verfasser
der Egilssaga Snorri anzusetzen sei. Die in-
teressanteste Frage, die in der Einleitung der
Lachswassertalsaga aufgeworfen wird, ist die
des Verháltnisses der Saga zum Heldenlied
und zur mittelalterlichen Romantik. — Eine
wertvolle Bereicherung der Ausgaben sind
auBer den erklarenden Noten die Sippen-
tafeln, Bilder und ausgezeichneten Karten.
Gorpus codicum Islandicorum medii aevi■
V. Möiiruvallabók (Codex Möðruvallensis)
MS No. 132 fol. in the Arnamagnæan Col-
lection in the University Libraryof Copen-
hagen. Withan introduction by Einar 01.
Sveinsson. Levin & Munksgaard. Ejnar
Munksgaard. Copenhagen 1933.
Die im Jubiláumsjahre 1930 mit der wunder-
vollen Ausgabe der Flateyarbók begonnene
originalgetreue Nachbildung der wertvollen
islándischen Pergamenthandschriften hat mit
dem fúnften Band einen der schönsten und
wichtigsten alten Handschriftenschátze dem
Dunkel der groBen Kopenliagener Sammlung
entrissen: die Möðruvallabók. Die in der
ersten Hálfte des 14. Jahrhunderts entstan-
dene Handschrift enthált auf ihren 200 Blát-
tem Teile und auch einige vollstándige Nie-
dersehriften von 11 Sagas, darunter der Njals-
saga, Egilssaga, Laxdælasaga. Die Hand-
schrift stammt wahrscheinlich aus dem Nord-
lande, ausdem Eyj afj örður oder Skagafj ör ður.
1628 taucht sie auf dem Hofe Möðruvellir auf,
von dem sie dann ihren Namen bekommen
hat. Jeder neue Band der groBen verdienst-
vollen Handschriftenausgabe macht wieder
sinnfállig, was wir dieser úberragenden islán-
dischen Kulturleistung verdanken.
Monumenta typographica Islandica. Edited
by Sigurður Nordal. Vol. I. Hið nýja testa-
ment 1540. Vol. II. Guðspjallabók 1562.
Biskop Ólafur Hjaltasons ritual. Facsimile
edition with an introduction in Enghsh
and Icelandic by Halldór Hermaimsson.
Copenhagen. Levin & Munksgaard. Ejnar
Munksgaard. 1933.
Absicht dieser Sammlung ist es, die meist
nur noch in ganz wenigen Stúcken erhaltenen
áltesten islándischen Druckwerke durch Fak-
simile-Ausgaben wieder allgemein zugánglich
zu machen. Es werden damit wieder eine
Reihe von Werken erreichbar werden, die fúr
das Studium der Reformation auf Island und
der Kultur des 16. Jahrhunderts unentbehr-
lich sind. Sinnvoll eröffnet worden ist die
Reihe mit dor schon sehr frúh und unter sehr
eigenartigen Umstánden zustande gekom-
menen Ubersetzung des Neuen Testamentes
von Oddur Gottskálksson. Die Ausgaben sind
mit kritischen Einleitungen versehen. Der
erste Band enthált auBerdem ein Geleitwort
fúr die ganze Sammlung von dem Heraus-
geber Professor Nordal.
Halldór Hermansson: Old Icelandic Lite-
rature. A bibliographie essay (Is-
landica, Vol. XXIII). Ithaca, New York
1933.
Das Jahrbuch Islandica 1933 bringt eine
bibliographisohe Zusammenstellung der Aus-
gaben und Ubersetzungen des altislándischen
Schrifttums in allen daran beteiligten Lán-
dern. An eine Wúrdigung der bedeutendsten
Herausgabe-Unternehmungen schlieBt sich
eine kritische Betrachtung dieser Heraus-
gebertátigkeit, ihrer vielfach zu beobachten-
den Einseitigkeit und Zerrissenheit. Um diese
Ubelstande zu úberwinden, macht H. H. den
Vorschlag, eine Zentralstelle, am besten in
Kopenhagen, zu schaffen.
C. H.Ostenfeld andJohs. Qröntved: TheFlora
of Iceland and the Færoes. Copenhagen
1934, XXIV + 195 Seiten und 2 Karten.
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