Gripla - 20.12.2005, Blaðsíða 79
RECHT UND HEIL 77
II. Der Beginn des Johannesevangeliums in Jónsbók-Handschriften
Die isländischen Jónsbók-Handschriften, denen im folgenden die Aufmerk-
samkeit gilt, sind zwischen 1350 und 1400 entstanden und enthalten nicht nur
jeweils sowohl die Jónsbók als auch den Kristinréttr Árna biskups, sondern
wie erwähnt auch eine kurze Passage nicht-juristischen Inhalts: die Eingangs-
sätze des Prologes des Johannesevangeliums (Io 1,1-14) in lateinischer
Sprache. In drei Handschriften – AM 344 fol (ca. 1375-1400), AM 135 4to
(ca. 1350-1400) und AM 48 8vo (ca. 1375-1400) – steht dieser Text zu
Beginn, in einer vierten – AM 132 4to (ca. 1450) – auf dem letzen Blatt.4
Der im Hinblick auf sein Kompilationskonzept aufschlußreichste und
ergiebigste der genannten Kodices ist die Arnarbælisbók (AM 135 4to), deren
erste Blätter weitere Texte mit religiöser Thematik bieten.
II.1 Die Arnarbælisbók (AM 135 4to)
Die Arnarbælisbók5 ist eine ca. 1350-1400 entstandene und bislang unedierte6
Rechtshandschrift. Sie umfaßt 114 Blätter (später durchlaufend mit arabischen
Zahlen paginiert), die sich auf 15 Lagen folgendermaßen verteilen:
Handschriften der Jónsbók und des älteren und jüngeren Christenrechtes; vgl. zu letzteren
Magnús Lyngdal Magnússon 2004.
4 Datierungsangaben nach ONP (Reg):442, 444 f., 465. — Weitere Jónsbók-Hss. dieses Zeit-
raumes, die den Prologbeginn des Johannesevangeliums enthalten, sind mir nicht bekannt.
Auf spätere isländische Hss. mit diesem Evangelientext kann hier nur kurz verwiesen
werden: Sth perg 4to nr 25 (2. Hälfte 16. Jh., Rechtshandschrift), Io 1,1-14 (lat.) befindet sich
auf 1r (bis Zeile 17, danach sollte „vm Rangan eid“ folgen, doch nur die Rubrik ist ein-
getragen); Uppsala DG 9 perg 4to (Ende 16./Anf. 17. Jh.; Bl. 1: 1587, Rechtshandschrift),
versch. Bestimmungen, dann Bll. 9-11r von einer Hand; Io 1,1-14 (lat.) befindet sich auf 9r-
10r, gefolgt von Illuminationen. — Nur verhältnismäßig wenige isländische Ritual-Hss. oder
andere kirchliche bzw. religiöse Hss. mit der Johannes-Evangelienperikope sind erhalten:
AM 733 4to (14. Jh., 6 Bll., Kalender und Teile eines Missale), Io 1,1-14 (lat.) auf 6vb; AM
98 I 8vo (ca. 1200, 22 Bll., Missale) auf 1v [= S. 28; In nativitate domini summa missa [...]
{Inicium sancti ewangelii secundum Iohannem} In principio erat uerbum (Io 1,1-14), nur bis
Erat lux uera; que illuminat om|, das folgende Blatt fehlt (vgl. Gjerløw 1980 Bd. 1:32, Facs.
in ibid. Bd. 2:14 (Abb. 14); Thott 181 8vo (16. Jh., 74 Bll., Gebetbuch), Kalendarium, Um
tunglkomur, Io 1,1-14 (lat.) auf den Bll. 21-22r, danach Gebete; AM 434 c 12mo (17. Jh.), Io
1,1-14 steht dort im Kontext von religiösem Aberglauben.
5 Die Bezeichnung Arnarbælisbók ist vergleichsweise willkürlich (vgl. die Angaben zur
Herkunft der Hs. in Kålund 1889/1894, Bd. 1:424 f.); die Schrift zeigt vielmehr Charak-
teristika der Schule von Eyjafjör›ur. Für diese Hinweise danke ich Stefán Karlsson.
6 Benutzt ist sie freilich in der von Ólafur Halldórsson besorgten Ausgabe der Jónsbók (1904).