Gripla - 20.12.2005, Blaðsíða 94
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Der jüngere Kodex Thott 2102 4to (1568 von Grímur Skúlason geschrie-
ben) schließlich beginnt mit einer Passage aus dem Lukas-Evangelium in
isländischer Übersetzung (Lc 6,36-41 – „Fyrer flui verid ok myskunnsamer
lijka sem ydar fader er myskunnsamur [...]“ (1r-v)), welche mit klarem
inhaltlichen Bezug der Jónsbók (Bl. 2-160r) als Einleitung vorangestellt ist.
III.1.2 Illuminationen des Hl. Olaf
Eine angemessene Darstellung der Ikonographie des Hl. Olaf geben zu
wollen, würde an dieser Stelle zu weit führen.36 Festzuhalten ist gleichwohl,
daß Olafs-Darstellungen sehr häufig in Jónsbók-Handschriften begegnen –
aus nachvollziehbaren Gründen: Olaf, zugleich König und Heiliger, kann als
rex perpetuus Norvegiae einerseits als Garant des weltlichen Rechtes
fungieren, und andererseits stellt er als Heiliger ein Bindeglied zum christlich-
religiösen Kosmos her. In der auf ca. 1350 datierten Jónsbók-Handschrift
GKS 3268 4to beispielsweise zeigt ihn Bl. 2v in einer narrativen F-Initiale mit
Axt und Kugel/Reichsapfel in einem Drachenkampf.37 Und die Handschrift
AM 160 4to aus dem 15. Jh. enthält auf Bl. 1v eine Illustration des Hl. Olafs,
der eine Weltkugel mit aufgesetztem Kreuz (Reichsapfel) in der Hand hält.38
Auch nachmittelalterliche Handschriften der Jónsbók behalten das Olafsbild
als wichtiges Element bei, ebenso die gedruckte Ausgabe von 1578, deren
Olafsdarstellung ihrerseits wieder als Vorlage für Nachzeichnungen genutzt
wird.39
Ein für skandinavische Verhältnisse besonders reiches Bildprogramm in
den Initialen zeigt der Codex Hardenbergianus GKS 1154 fol (ca. 1350-1360).
Besonders bemerkenswert ist der Beginn des fiingfararbálkr, dessen große F-
Initiale eine Darstellung Gottvaters in einer Mandorla ziert. Auf seinen
36 S. die ausführliche Studie zur Olafsikonographie von Anne Lidén (Lidén 1999); vgl.
ebenfalls Klingenberg 1992:114; Lange 1967:568-577; Simek 1990:117-124.
37 S. Lidén 1999:225 (Abb. 87b), Abb. außerdem in Halldór Hermannsson 1935: Tafel 49.
38 Zur Weltkugel bzw. zum Reichsapfel im Norden s. Simek 1990:117-124; auf das Siegel
Knuds des Heiligen (1085), auf dem der König thronend mit Krone und Reichsapfel abge-
bildet ist, verweist (incl. Abb.) Bøgh 1999:66; allgemein vgl. Schramm 1958, zum Norden
dort 143-147.
39 Bspw. Thott 2085 4to (Ende 16. J.), Thott 1280 fol (ca. 1400; Bl. 2v mit Olafs-Illumination
1680 ergänzt), Thott 2104 4to (1714, Bl. 2r mit Federzeichnung von König Olaf), GKS 3274
a 4to (17. Jh., ). – GKS 1160 fol (17. Jh.), welche die Jónsbók auf dänisch wiedergibt,
übernimmt ebenfalls das Olaf-Bild nach der gedruckten Jónsbók-Ausgabe (Hólar 1578).