Gripla - 20.12.2005, Page 100
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Sammelhandschriften AM 194 8vo (1387), 36r12-36v14) und AM 461 12mo
(16. Jh., 17r-18r).48
Auch lateinische Texte über die 15 Zeichen vor dem Jüngsten Gericht sind
im Norden belegt, und zwar in der isländischen enzyklopädischen Sam-
melhandschrift AM 732 b 4to (Anf. 14. Jh., 6v), in welcher auf o.g. Text noch
weitere Beschreibungen des Jüngsten Gerichtes folgen, in dem dänischen
Kodex NKS 123, 4to (1454) und im schwedischen Kodex MS Uppsala C 222
(13. Jh.), welcher Merkverse enthält.49 Zudem gibt es eine schwedische Über-
setzung im Kodex Sth D 4 (ca. 1430-1440), welcher neben Iwan Lejon-
riddaren auch Texte religiösen bzw. enzyklopädischen Charakters enthält.50
III.2 Die Legitimation des Textes im Sachsenspiegel
Der starke Aufschwung, den die Kodifizierung des Rechtes, die Herstellung
von Kommentaren und Rechtsaufzeichnungen im 13. Jahrhundert nimmt,
führt Gagnér auf die Entwicklung der Kanonistik und kirchlichen Reform-
politik zurück.51 Wenn nun im Zuge dieser Entwicklung und entscheidend
geprägt von der gemeinsamen kirchlichen Kultur um 1220 in ganz Europa
weltliche Rechte kodifiziert werden und in Deutschland, Frankreich, Aragon,
Kastilien, Dänemark oder Schweden Rechtsbücher entstehen, sind Parallelen
erwartbar, teils aufgrund direkter Einflüsse, teils aufgrund ähnlicher Rahmen-
bedingungen und Ideologeme, die zu ähnlichen Text- und Handschriften-
phänomenen führen.
Der Sachsenspiegel ist ein einflußreiches Rechtsbuch, dessen Bedeutung
für den Norden bislang noch nicht erforscht ist. In bezug auf den Unter-
suchungsgegenstand des vorliegenden Aufsatzes bietet er sich insofern für
48 S. Marchand 1976:124 f. Kålund 1889 verzeichnet ihn seltsamerweise unter einem anderen
Titel: xv heimsundra dagar. Incipit: Jeronimus prestr fann .xv. dagha áá ebreskvm bokvm
[...]. Vgl. auch Alfræ›i Íslenzk Bd. 1:59 Fn: „De 15 tegn för dommedag, som dog ikke
genfindes i Hieronimus’ skrifter, stammer i den her foreliggende form fra Beda og haves i
varierende oversættelser fra samme kilde i håndskrifterne AM. 350, fol, 135, 4to, 461, 12mo.
En noget afvigende tekst, som skyldes Petrus Comestor, forekommer i latinsk afskrift i AM.
732 b, 4to. Udførlig er denne legende behandlet i Paul u. Braune’s Beiträge zur Gesch. der d.
Spr. u. Lit. VI (1879), s. 413 ff. (Nölle, Die Legende von den fünfzehn Zeichen vor dem
Jüngsten Gerichte), hvor Bedas latinske tekst findes aftrykt s. 460-461.“
49 S. Marchand 1976:119-122.
50 Marchand 1976:130 f.
51 Gagnér 1960:300.