Jökull - 01.12.1953, Side 36
Am Rand des Eyjabakkaglet-
schers, Sommer 1953
von E. M. TODTMANN, Hamburg.
1950 und 51 besuchte ich den westlichen
Brúargletscherrand. 1953 ging ich an den Eyja-
bakkagletscher, um auch dessen Vorfeld zu
studieren. Friðrik á Hóli brachte mich mit
Pferden dorthin und holte mich nach 10 Tagen
wieder ab.
Die erste Orientierung im Gelánde wurde er-
leichtert durch die Luftaufnahme des Eyja-
bakkagletschers, (ca. 1:42000), die ich dem Ent-
gegenkommen des islándischen Vermessungs-
wesens verdanke, sowie durch die Untersuchung-
en von Dr. Sigurdur Thorarinsson aus dem
Jahre 1935. Die Úbersichtsskizze gibt Lage und
Entfernungen der Endmoránen am Eisrand.
Die von Thoroddsen festgestellte Endmoráne
von 1890 bildet die Bezugsbasis fúr die júngeren
Randlagen. Vom Eyjafell ab, einem alten Rund-
höcker aus Basalt, zieht sich die 1890er als ziem-
lich einheitlicher, bis etwa 10 m hoher, Wall bis
an die Ostseite des Gletschers hin. Im östlichen
Teil bildet die Moráne einen Knick, da ein
Felsbuckel (noch jetzt mit Grundmorane be
deckt), den vorrúckenden Gletscher zur Teilung
zwang. Wie schon Thorarinsson schrieb, besteht
der innere Hang dieses Walls aus mehr oder
weniger grobem, unsortiertem Moránenmateri-
al, dem einige Torffetzen eingepresst sind. Die
Vegetation ist am Aussenhang bereits ziemlich
úppig.
Westlich des Eyjafell steigt die 1890er mit
mehreren breiten, bis rd 25 m hohen Falten-
wállen gegen WSW an. Vegetation tritt nur
vereinzelt auf, viel Armeria maritima (Strand-
nelke). Ein steiler Aufschluss im ehemaligen
Schmelzwassertal, westlich Eyjafell, zeigt meist
feinere Schmelzwassersande und Kiese mit ein-
gelagerten Stauseeablagerungen; alles pracht-
voll gestaucht, gefaltet, úberschoben. Am West-
rand ist dieser höchste Teil sehr stark von
Schmelzwasser erodiert, ein steiles Kliff ist ent-
standen. Hier ist auf halber Höhe ein einge-
falteter Toteisrest zu sehen. Sonst habe ich im
ganzen Bereich der 1890er kein Toteis beobach-
tet. Zwischen Eyjafell und dem Ostrand stösst
der einheitliche Wall an die schon von Thor-
oddsen und Thorarinsson hervorgehobenen
berúhmten, zahlreichen Falten, die mit úppi-
ger Vegetation bedeckt sind und auswárts in
noch eben erkennbare Rasenwellen úbergehen.
Sie bestehen durchaus aus feinen geschichteten
Seeablagerungen, mit einigen Aschenlagen.
Einige wenige, steile, kleine Löcher könnten auf
geschmolzenes Toteis hindeuten.
Auf eine Merkwúrdigkeit dieser Falten
zwischen Eyjafell und Hauptdurchbruch der
Jökulsá sei aufmerksam gemacht. Hier liegen
drei von einander abgrenzbare Halbmonde, de-
ren Falten unter spitzem Winkel unterdem oben
beschriebenen einheitlichen Wall der 1890er
verschwinden. Wahrscheinlich ist der vorrúck-
kende Gletscher durch einige, jetzt nicht sicht-
bare, Felskuppen, áhnlich dem Eyjafell, be-
hindert worden. Er hat daher zuerst das weiche
Vorland zwischen den Kuppen, deren Lage
andeutungsweise zu erkennen ist, aufgestaucht.
Man hat jedoch den Eindruck, al ob diese Bö-
gen schon bei einem frúheren Vorstoss zusam-
mengeschoben sein könnten. Sollten sie viel-
leicht bereits im 18. Jh. entstanden sein? (Sveinn
Pálsson, 1794).
Der östliche Anteil der 1890er konnte nicht
besucht werden, da das Wasser zu tief war. So
weit zu erkennen, schmiegen sich die vielen
Falten dem inneren Wall ziemlich gleichmássig
an.
Der von Thoroddsen im westlichen hohen
Teil der Moráne bemerkte Eisrand von 1894
dúrfte in einem niedrigen Moránenwall zu er-
kennen sein, der .auf die hohen Falten hin-
aufklettert.
Die Endmoráne von 1931, zuerst von Thorar-
insson beobachtet (1935), ist deutlich zu erken-
nen, obgleich sie im westlichen Teil durch Auf-
tauen begrabenen Toteises an Elöhe verloren
hat. Hier herrscht mehr oder weniger grobes,
unsortiertes Moránenmaterial vor. Der markan-
teste Teil, ein kleiner, langgestreckter, steiler
Rúcken, 20—25 m hoch, zieht sich dicht am
súdlichen Ufer des Stausees, gegenúber dem
Jökulsá-Durchbruch hin. Er ist vorwiegend aus
feinkörniger Grundmoráne mit viel eingelager-
ten Seeablagerungen aufgebaut. Das von Thor-
arinsson gegebene, „etwas schematisierte" Pro-
fil „A, im westlichen Teil des Gletschers“ passt
besser in diese Gegend, daher ist es auf der
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