Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1949, Síða 34
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BRANDUR als Dolmetscher in Nord, Ost und West uns
so treffliche Dienste leistete.
Die Sonne als Zeitzeiger. — Der Horizont als Zifferblatt.
Morgen, Tag, Abend und Nacht werden durch den
Sonnengang geteilt; Ost, Siid, West und Nord als Rich-
tungen sind begrifflich mit diesen Zeiten verkniipft. Aber
wie steht es, wenn wir einer solchen Zeiteinteilung genauer
nachgehen oder den Sonnengang in engere Verbindung
mit der den Horizont teilenden 32-Strichrose bringen?
Wird dann die Sonne iiber dem weiten Kreis des Himmels-
randes, wir nannten ihn Zifferblatt, als Uhrzeiger uns
dienen können?
Priifen wir einmal die Verháltnisse, wie wir sie im
mittleren Europa vorfinden: Zur Zeit der Tag — und
Nachtgleiche geht an allem Erdorten die Sonne um 6h
im Osten auf und neigt sich um 18h zum Untergang im
Westen. Je weiter nun vom Márzaquinoktium die Tage auf
Sommersonnenwende zugehen, desto spáter steht táglich
die Sonne iiber dem Ostpunkt. In mitteleuropáischen
Breiten (geogr. Breite y>=+ 52°) ist die Sonne zum Bei-
spiel am 21. Juni erst um 7h19m iiber Ost. Je weiter siid-
licher wir gehen, desto grösser wird diese zeitliche Ver-
schiebung. So findet ein Beobachter, der im Mittelmeer-
gebiet die Sonne iiber Ost anpeilt, sie am 21. Márz, wie
gesagt, um 6h iiber Ost. Drei Monate spáter aber sieht
er sie in der gleichen Richtung erst etwa 2 Stunden spáter.
Anders dagegen in höheren nördlichen Breiten: In Is-
land zum Beispiel (mittleres f— +65°) fállt Sonnenstand
und Himmelsrichtung wáhrend des ganzen Jahres schon
soweit zusammen, dass man die Sonne als einen brauch-
baren Zeitzeiger iiber dem nun irgendwie vermarkten
„Zifferblatt Horizont" benutzen kann.1)
1) In p=65° steht die Sonne um den 18. April und um den 26.
August um 6 Uhr 22.5 Min. iiber Ost. Um 22.5 Min. spáter findet
man sie in der gleichen Richtung am Tage der Sommersonnen-