Greinar (Vísindafélag Íslendinga) - 01.01.1949, Síða 59
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Falle senkrecht zur Eyktrichtung — den Standpunkt um
30 Meter falsch, so ergibt sich bei 1 km Entfemung ein
Fehler von 1.7°, bei 2 km ein solcher von 0.9°, der schliess-
lich bei 4 km Entfernung nur noch 0.4° betrágt. Im Hin-
blick auf die wirklich vorgefundene Streuung der Ein-
zelwerte spielen also derartige Vorkommnisse keine Rolle.
Ich möchte nicht annehmen, dass die alten Islánder,
wenn etwa eine markante Bergspitze in der Náhe des
Eyktwertes sich als Marke anbot, diese unbeschadet des
„kleinen Fehlers“ sich auswáhlten. Dagegen spricht, dass
auch heute keineswegs immer sich gut abhebende Berg-
kuppen uns als Eyktmarken gewiesen wurden, sondern
oft ein ansteigender Hang oder eine Mulde oder Ecke
am Berg die Eyktmarke abgab; das gilt auch oft fur
die Eyktmarkennamen tragenden Berge.
Dennoch sind die verháltnismássig grossen Streuungen
verwunderlich, die bei den als sicher von mir bezeichneten
Dagmálsmarken zum Beispiel zwischen 63.6° und 74.7°
liegen. Ich möchte glauben, dass mit dem Aufkommen
kiinstlicher Zeitmesser das Interesse an der alten Zeitab-
nahme mit Hilfe der Eyktmarken schnell verloren ging
und oft nur ,,Ungefáhrwerte“ iiberliefert wurden. Es ist
weiterhin möglich, dass die neuen und alten Methoden
der Zeitbestimmung fiir bestimmte Jahreszeiten in Ver-
gleich gestellt wurden. Da nun zwischen dem Áquinok-
tium und dem Sommersolstitium die nach einer festen
Marke abgenommene Sonnenzeit gegen die durch die
Kirche eingefiihrte 24-Stundenzeit auf Island bis auf etwa
45 Minuten, das sind rund 11° abweicht, spielt selbstver-
stándlich die Jahreszeit eine nicht unbedeutende Rolle.
Wie dem auch sei, das vorgefundene Eyktmarkenma-
terial zeigt, dass alte Uberlieferung sich bis heute auf
Island erhalten hat.