Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1925, Page 15
gezweifelt, ob der Mann ganz gesund sei. Man hatte natiirlich keine Ahnung
Von solchen Dingen. Auch gab es niemand, der Kunstwerke kaufen konnte.
Jetzt haben wir einen Bildhauer, Einar Jónsson, der in einem groBen Teil
der Welt bekannt ist und haben ein Haus fiir seine Kunstwerke gebaut.
Auch haben wir mehrere treffliche Maler, besonders Landschaftsmaler; vor
allem der Femblick scheint ihnen gut zu liegen.
So wáre noch sehr viel von Fortschritten zu sagen und manches habe ich
iibergangen; ich habe nicht gesprochen von der Entwicklung, die das Ge-
meinschaftsleben genommen hat; Vereine hat es vor 50 Jahren so gut wie
nicht gegeben. Auch die Sammlungen habe ich nicht erwáhnt, die alle ver-
háltnismáBig neu sind, wie die Staatsbiicherei und das Staatsarchiv, die
Naturwissenschaftliche Sammlung und die Altertumssammlung. So habe
ieh vieles beiseite lassen miissen.
Eines aber darf ich nicht iibergehen, wenn es auch allgemein bekannt ist.
Das ist die Selbstándigkeit, die wir vor 6 Jahren wieder bekamen. Ich spreche
davon mit voller Anerkennung dafiir, daB dieser Wandel ebensosehr der
Einsicht dánischer Politiker als der Ausdauer der Islánder zu verdanken ist.
Es ist nicht möglich, die Bedeutung dieser Veránderung jetzt schon voll-
kommen abzuschátzen, aber allein die Tatsache, die jeder klar sieht, daB das
islándische Volk sein Verháltnis zu Dánemark in die Form gebracht hat, die
es wiinscht, und jetzt nur noch mit Achtung und reinem briiderlichen Gefiihl
an das dánische Volk denkt, muB weitreichende Folgen haben.
Natiirlich meine ich nicht, daB auf Island alles gut geworden ist, und wie
es sein soll. Da fehlt noch viel, was dringendes Erfordemis ist; z. B. die
Wohnháuser auf dem Lande sind háufig noch in viel schlimmerem Zustand,
als sein miiBte. (Jberhaupt hat die Eandwirtschaft nicht dieselben Fort-
schritte aufzuweisen wie andere Gebiete. Es sind noch viele notwendige
Dinge zu leisten, die wir in diesen Jahren noch nicht erledigen konnten.
Mit dieser Einschránkung darf ich wohl ohne Voreingenommenheit sagen,
daB es meinen Landsleuten gut ergangen ist. Die Islánder haben stets mit
gröBter Achtung zuriickgeblickt auf die Zeit unserer Vorváter, die in unseren
alten Zeiten lebten. Unsere Nachkommen werden mit Dankbarkeit und
Eewunderung der Generation gedenken, die in den letzten Jahrzehnten auf
Eland gelebt hat, bessere und niitzlichere Arbeit getan hat als dieses.
Hl. REISE- UND LANDESBESCHREIBUNGENISLANDS
(1542—1925)
Das nachfolgende Verzeichnis von 320 Schriften iiber Reisen nach Island
und allgemeine Beschreibungen des Landes soll den Islandfreunden
einen Begriff von der Reichhaltigkeit dieser Literatur zugleich mit einer
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