Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1925, Side 35
vm. DIE GOLDADERN IN DEN KLIPPEN
VON ISLAND1
(Aus der „Rheinisch-Westfalischen Zeitung" vom 7. September 1925)
Man war bisher geneigt zu glauben, daB die Nachrichten von Goldfunden auf Island
stark íibertrieben seien. Aber nach den letzten Mitteilungen von fachkundiger
Seite sieht es so aus, als ob wirklich ein paar Meilen bloB von Reykjavík entfernt groBe
Mengen von Gold im Boden verborgen liegen. Wie bekannt, hat sich ein Iíonsortium,
zum Teil mit deutschem Kapital, gebildet, zur Exploitierung der Goldfelder, und dieses
Konsortium sandte letzten Sommer eine Expedition nach Island unter Leitung des
deutschen Geologen Prof. Keilhack. Jetzt liegt das Resultat der Untersuchungen vor.
Danach liegen die Goldminen in einer Schicht von diluvialem Basalt, und die bisher
gefundenen goldhaltigen Adern haben eine Lánge von gut 1 Kilometer und eine durch-
schnittlicheDicke von 1 Meter. Doch sind alle Sachverstándigen, die an der Untersuchung
teilgenommen haben, darin einig, dafl die Adern sich viel weiter erstrecken und breiter
werden, je weiter man grabt. Prof. Keilhack berechnet, daB die Grube 80000 Tonnen
goldhaltigen Quarz enthált, doch ein anderer Sachverstáudiger schátzt sie auf das
Doppelte ein. Der Quarz ist teils schneeweiB, teils graublau. Ein groBer Teil ist von dem
groBen Druck zu Sand zerquetscht worden, wodurch- die Gewinnung noch erleichtert
wird. Proben aus den Gruben sind in deutschen Laboratorien analysiert worden, wobei
es sich gezeigt hat, daB die beste 315 Gramm Gold, die schlechteste 45 Gramm die
Tonne enthielt. Man steht hier also tatsáchlich vor einem sehr reichen Goldfund, und
man glaubt bestimmt, daB die Ausbeutung sich bezahlt machen wird, da sich andere
Goldgruben, in Sudafrika z. B., als rentabel erwiesen haben, die nur 10—15 Gramm
Gold pro Tonne enthielten. Noch im Herbst hofft man die Grube in Betriéb nehmen
zu können. Es sollen moderne Maschinen aufgestellt und die Arbeit den Winter hindurch
fortgesetzt werden.
IX. PERSÖNLICHES
1. ProfessorDr. Andreas Heusler, der jedem Islandfreund wohlbekannte frúhereProfessor
an der Universitát Berlin, feierte in Arlesheim bei Basel am 10. August seinen 60. Ge-
burtstag. Natúrlich hat ihm unsere Vereinigung die herzlichsten Glúckwunsche aus-
gesprochen.
2. Prof. Adolf Noreen, der bekannte Nordgermanist, ist in Upsala im 71. Lebensjahr ge-
storben.
X. VORTRÁGE
I. Herr Heinrich Erkes hált wáhrend des Winterhalbjahrs 1925/26 an der Universitát Köln
eine allgemeine öffentliche Vorlesung, wöchentlich 1 Stunde, úber die Erforschung Inner-
Islands nach folgenden Gesichtspunkten: Forschungsgeschichtliche Quellen. Altislán-
dische Reisewege. Entdeckungen im Landesinnern durch Geáchtete und Blutrácher.
Thingfahrten, Handelsreisen. Die Reformations- und Nachreformationszeit. Wachsende
Scheu vor dem Innern Islands und fast völliger Verfall der Kenntnis vom Hochlande.
Geographische Aufklárung seit dem 18. Jahrhundert. Kartographie. Die Schafsuchen.
Zunehmende wirtschaftliche und naturwissenschaftliche Erkundung des Landesinnem
im 19. Jahrhundert durch Islánder und Auslánder. Die grofien Durchquerungen; Beginn
der Kleinarbeit. Hervorragender deutscher Anteil seit Bunsen. Untergang der deutschen
Knebel-Expedition 1907 und ihre Folgen. Heutiger Stand der Forschung, ihre kritische
Betrachtung; Aussicliten und hauptsáclilich noch zu lösende Aufgaben.
2. Dr. Alexander Jóhannesson, Dozent der Universitát Reykjavík, hielt am 28. Juli
in der Aula der Universitát Marburg einen Islandvortrag, der sehr gut besucht war.
1 Wir geben diese interessanten Mitteillungen einstweilen unter Vorbehalt náherer Er-
kundungen wieder. W. H.
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