Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1926, Qupperneq 6

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1926, Qupperneq 6
In diese und áhnliche Gedanken, die mich dort oben bewegen, mischt sich das vielhundertstimmige Geschrei der Dreizehenmöwen, das Kreischen der Lummen und das sonore Schelten der Alken. Das Meer in der Náhe und die Luft sind von aufgeregten Vogelscharen bedeckt und erfiillt. Zu meinen FiiBen zwischen Grasbiischeln und Felsstiicken nisten zahllose Eissturm- vögel, einige lassen mich bis auf i m herankommen; dann stiirzen sie in sinnloser Hast davon, einige bleiben auch sitzen und lassen sich mit der Hand beriihren. An flacheren Abhángen hat sich zwischen den Felsen als Verwitterungsprodukt eine wenige FuB dicke Frdkrume gebildet. Hier hausen in selbstgegrabenen tiefen Höhlen die schmucken Papageitaucher (Frater- cula arctica L.) isl. Lundi. Als ich eine solche Höhle bloBlege und hin- einlange, tönt mir ein zorniges ,,Oha!" entgegen, und als der Bewohner trotzdem hervorgezogen wird, beiBt er wutend um sich. Aber gefilmt ist er doch. Ganz oben hinter einem Felsblock finde ich ein Nest der Mantelmöwe mit drei Dunenjungen, und wie ich noch mit der Aufnahme bescháftigt bin, erblicke ich dicht nebenan, bisher durch eine Felsennase verborgen, eine Schar BaBtölpel auf ihren kegelförmigen Nestern sitzen; ein prachtvoller Anblick! Einige brúten noch; andere haben schon mehrere Wochen alte Junge. Zu Tausenden brúten die Vögel auf dem benachbarten Súlnasker. In einigen Wochen werden die Sammler auch dorthin fahren, und der einsame Felsen wird ein entsetzliches Morden sehen: Alle jungen Vögel werden er- schlagen und nach Heimaey gebracht zum Verkauf wegen ihres wohl- schmeckenden Fleisches. Ob dem BaBtölpel in absehbarer Zeit ein áhnliches Schicksal bevorsteht wie dem Brillenalk ? Mir scheint, diese Frage ist wohl berechtigt. Hoch oben am Rande der Khppe begrúBt uns ein Schneeammer-Mánnchen und fliegt kurz darauf in der Richtung auf Heimaey ab. Mittlerweile hat sich eine „frische Brise“ aufgemacht; eine sehr frische! Wir mússen an die Heimfahrt denken. Die Eier werden in Körben von den Felsen heruntergelassen in das Boot, und wir, in gleicher Weise angeseilt wie die Sammler, folgen ihnen auf demselben Wege; ein wunderliches Gefúhl, am schwanken Seil zu schweben, unten die tosende Brandung, oben den zackigen Felsengrat und links und rechts abstreichende und anfliegende Vögel. Eben unten angelangt, sehe ich noch, wie eine gierige Woge zwei Körbe mit Eiern, mindestens 600—800 Stúck, von einern Felsblock in die Tiefe reiBt. Mit einigen Schwierigkeiten gelangen wir schheBlich alle wohl- behalten an Bord. Inzwischen ist aus der frischen Brise ein ausgewachsener Sturm geworden. Ob wir wohl ein heiles Ei nach Hause bringen ? Da unten im Schiffsraum liegen etwa 3000 Stúck, nur Lummen- und Alkeneier. Wacker 38

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