Die Stimme - 01.02.1947, Blaðsíða 3
DIE STIMME
ZEITSCHRIFT Fl)R DIE WIEDERHERSTELLUNG DEUTSCH-
LANDS UND GEGEN EINEN NEUEN KRIEG
I. Jahrgang 1. Nummer Reykjavik, den 1. Februar 1947
Als Folge des verlorenen Krieges
ist Deutschland von den Sieger-
máchten hesetzt worden. Es ist ge-
vierteilt. Pláne einer jahrzehnle-
langen Okkupation des Landes wcr-
den erörtert. Damit droht sich die
Vierteilung Deutschlands auch auf
wirtschaftlichem und kulturellem
Gebiet zu konsolidieren.
Deutschland darf nicht unter-
gehen.
Seit dem Ende dieses Kricges
hahe ich darauf gewartet, dass sich
ein deutscher Politiker finden wiir-
de, der aus der fatalen Geschichte
des de.utsclien Volkes die Konse-
quenzen zielien und das Steuer der
Politik heruimverfen will. Aber das
politische Leben Deutschlands spielt
sich heute wieder in fast derselben
Form ab wie vor 1933. Dalicr ist es
nun so weit gekommen, dass ich
als Unbekannter in der Politik
meine Stimme erheben muss.
Die ungliickliche Lage Deutsch-
lands erfordert die Mitarbeit aller.
Die Folgen der nationalsozialisti-
schen Tyrannei und des Krieges
können nur unter Anspannung un-
serer vereinten Kráfte iiberwunden
werden. Der Zustand völliger Zer-
störung bietet — und das ist viel-
leicht das einzig Positive — den
Deutsclien abcr auch die Möglicli-
keit, von Grund auf neu und besser
zu bauen. Das deutsche Volk stelit
an einer Zeitenwende. Auch fiir die
Sicherlieit der anderen Völker ist
es von Bedeutung, dass die Dcut-
schen von nun an ein besserer Goist
beselt. Dieser Aufgabe ist meine
Zeitschrift gewidmet.
DIE STIMME wird vorláufig in
Reykjavík herausgegeben. Sie ist
eine völlig unabhángige Zeitschrift.
Mit den politischen Angeglegenhei-
ten Islands befasst sie sich nicht,
dient jedoch mit kurzen Nachrich-
ten aucli der Belehrung iiber dieses
Land.
In dieser Zeit der Ohnmacht will
DIE STIMME Anwalt des deut-
schen Volkes sein. Sie unterstiitzt
die Vereinten Nationen in ilirenr
Bestreben, die Deutschen in den
Kreis der humanen Völker zuriick-
zufuhren.
Der leitendc Artikel des ersten
Ueftes ist der Ausgangspunkt einer
Reilie politischer Betrachlungen,