Die Stimme - 01.02.1947, Blaðsíða 10
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1)1 E Sl'lMME
vermeidlich. Die zweite Gruppe
Menschen will unter keincn Um-
stánden wieder einen Krieg.
Meine Ansiciit ist, dass der Ur-
sprung aller Kriege niclit in der Un-
lösbarkeit irgendwelclier Probleme
liegt sondern in dcr Seele der ein-
zelnen Menschen. Jeder Menscli, der
niclit in der Lage ist, mit seincn
Naclibarn in Frieden zu lcbcn, wird
irgendwann auch bercit zum Kriege
gegn einen áusseren Feind sein.
Dies ist die Erklárung dafiir, dass
trotz der lebenden Erinncrung an
die Katastrofen der Menschlieit im-
mer wieder neuc Ivriege möglich
wurden.
Olmc Schwierigkeiten könnte ich
bekannten Persönlichkeiten die
Schuld am letzten Kriege zuschic-
ben. Ebenso leicht könnte ich bc-
haupten, dass diesc und jcne Mán-
ncr lieute bereits wieder zu einem
ncucn Kriegc treibcn. Dies tue ich
nicht.
Ich beteilige mich an dem Werk,
einen neuen Krieg zu verhindern.
Die Vorbedingung dafiir ist, dass
es mir gelingt, in mcinem eigenen
kleinen Ivreise unter keinen Um-
stánden Krieg zu fiihren. Das ist
schwierig, aber nicht unmöglich.
Nur dadurch kann ich meine
Freunde und Nachbarn davon iiber-
zeugen, dass Feindschaft und Krieg
nicht nötig und dalier nicht zu be-
fiirchten sind. Sobald diese Erfali-
rung innerhalb eines Volkes Wur-
zel gefasst Iiat, wird auch die Vor-
aussetzung gcgeben sein, Kriege im
internationalen Massstabe zu ver-
lnndern.
I, 1.
Wenn ich der Erlialtung des Frie-
dens und der AViederherstellung
Deutschlands mit Erfolg diencn
soll, darf ich Propaganda und Poli-
tik niclit auf die hergebrachte Art
betreiben. Zusammenfassend defi-
niere ich die Grundlinien meiner
neuen deutschen Politik.
Ich vermeide die Kritik an dcn
Handlungen von Politikern und
Rcgierungcn, weil ich die Sclbst-
kritik fiir wesentlich halte.
Ieh stellc keine Forderungen auf.
Aber viele Fragen stelle ich. Viele
Vorscliláge Iiabe ich zu unterbreitn.
Vicle Wunsche áussere ich.
Ich begriinde keine Partei. Dahcr
bin ich in der Lage, die guten Bc-
strebungen von Parteien zu untcr-
stutzen.
Ich ubcrnehmc kein Amt. Aber
meinc Mitarbcit und meinen Rat
verweigere ich nicht.
Icli Iialte die seelische Reifung
der Individuen fiir förderlicher als
jeglischc politische Propaganda.
Ich leugne die Alhnacht der áus-
seren Gewalt und hckenne mich zur
Vorhcrrschaft des Geistes, des guten
Willens und der guten Tat. Ich be-
hauptc, dass Menschen und Völkcr
ohne Waffen nic untergehen kön-
nen.
In dieser Zeit der bitteren Not
spreclie ich von einer neuen deut-
schen Politik, dic zweifellos fiir alle
Völker von Segen sein wird