Die Stimme - 01.02.1947, Blaðsíða 14
12
DIE STIMME
sche Yolk sein. In dieser hoffnungs-
und aussiclitslosen Lage hat das
deutsclie Volk nichts so nötig als
eincn verstándigen, guten und tat-
kráftigen Anwalt. -— Tausende ge-
schulter deutscher Politiker flolien
unter Hitlers Terror in das Ausland
and haben dort oft zehn Jahre und
mehr gelcbt. Die Regierungen der
Gastlánder haben diese Emigran-
ten nicht gerecht eingeschátzt. Zu-
allermeist ist ihnen verboten wor-
den, sich politisch zu betátigen. Sic
sind als Fluclitlinge — Refugees —
bezeichnet worden. Sie, die stand-
haft blieben, die die Idee der
Freiheit und der Menschenrechte
hochhielten, dúrfen im Ausland
sich nicht politisch betátigen War-
um dúrfen Deutsche in Deutsch-
land keine deutsche Politik bc-
treiben? Es isl doch nicht klug,
zu glauben, dass Deutsclrland poli-
tisch, wirtschaftlich und kulturell
ausgeschaltet werden kann.
Was ich nun vorschlage:
1. Dass die nun im Auslande wei-
lenden deutschen Emigranten
soAvohl ihr berechtigtes Heimweh
als auch lockendc Angebote
iiberwinden und vorláufig im
Auslande ausharren.
2. Dass die Emigranten unterein-
ander Frieden halten und zu-
sammenarbeiten und damit der
Uimvelt beweisen, dass Deutsche
sicli auch zu eincm gulen Wcrk
zusammenschliessen können.
•°>. Dass die deutschen Emigranten
einc provisorische deutschc Re-
gierung bilden, die als Anwalt
das deutsche Yolk vertritt.
I, 1.
4. Dass diese provisorisclie Regie-
rung beantragt, auf der Friedens-
konferenz betr. Deutschland ver-
treten zu sein.
5. Dass die Regierungen der Gast-
lánder, die dic Emigranten seit
zehn Jahren kennen, ihnen und
ihren Institutionen freie Re-
látigung gestatten.
6. Dass verstándige Finanziers sich
dieser provisorischen Regierung
Deutschlands annehmen. Wa-
rum sollten sie nicht einer an-
stándigen und gutwilligen deut-
schcn Institution die notwendi-
gen Hunderttausende zur Yerfii-
gung stellcn?
Wer eine gerechte Saclie wic
die Wiedérherstellung Deutsch-
lands fest enlsclilossen und auf
höfliclie Art vertritt, braucht in der
demokratischen Welt keinerlei Ver-
folgung zu befurchten. Selbst wenn
die Emigranten nun im Anfang in
ihren Bcstrcbungen missverstanden
werden sollten, dann können sie
úbcr den Ausgang dennoch beruhigt
scin. Ich wage zu sagen, dass die
Entwicklung innerhalb Deutscli-
lands sowie auf dem Felde der intcr-
nationalen Politik sehr bakl das Mit-
wirken der deutschen Emigranten
nötig machen wird. Sie erfúllen die
Voraussetzungen, Deutschland un-
ter Anknúpfung an sein kulturelles
ErbgUl wiederherzustellen. Sie sind
ausserdem in der Lage, fur die Er-
haltung des Welfriedens nötige Vor-
schláge zu unterbreiten.