Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1919, Blaðsíða 25
VIII. DÁNEMARK UND ISLAND
Das in Reykjavík erscheinende Blatt ,,kögrjetta“ brachte am 15. Januar
19x9 einen I/eitartikel, aus dem hier ein Auszug nach einer Wiedergabe
der danischen Zeitung .„Politiken" gegeben werden soll. Der Artikel zeigt,
Welche Gedanken dielslánder bescháftigt haben und was durch die verstándige
Politische Beitung auf dánischer Seite abgewehrt worden ist:
Wir zu Hause haben auch eine Zeitenwende. Ein neuer Zeitabschnitt in
der politischen Geschichte unseres Dandes hat begonuen. Ein langwieriger
Streit hat sein Ende gefunden xmd die Entscheidung ist fiir ims giinstig ge-
Wesen1. Die seit langem aufgestellten Forderungen nach Selbstándigkeit un-
seres Eandes sind in reichlicherem MaBe erfiillt wordeu, als die Radikalsten
von mis vor wenigen J ahren auch nur vorzuschlagen dachten. D as Ministerium
Zahle verdient Eob fiir seinen verniinftigen Freisinn bei der Abwicklmig dieser
Angelegenheit. Dieses Ministerium hat sich iiberhaupt ganz ausgezeichnet
wáhrend des Krieges bewáhrt, sowohl fiir sein eigenes Eand, als auch bei der
Abwicklung unserer Angelegenheiten. Und der Mann, der die Verhandlungen
zwischen ihm und dem isiándischen Volk gefiihrt hat, unser Erster Minister,
hat hervorragenden Verstand und Geschmeidigkeit in seinem Auftreten be-
wiesen und hat sich dadurch bei dem isláudischen Volk dauernden Ruhm er-
worben.
Unsere Stellung war dieses Mal auch eine audere, als sie jemals wáhreud
unseres Verfassungskampfes gewesen ist. Hauptsáchlich deshalb, weil es dieses
Mal so schien, als ob fiir mis der Weg offen sei, uns von den Dánen zu trennen,
Wenn wir es wollten2. Friiher aber war unsere Stellung nietnals so. DieDánen
konnten bisher unsere Forderungen immer zuriickweisen, ohne daB irgend-
Welche Aussicht bestand, daB die Zuriickweisung zur Trennung fiihren
könnte. Doch jetzt war die Sache so, daB die Dánen nicht auf die Dauer
ihre Oberherrschaft gegen den Willen der Islánder hátten aufrecht erhalten
können, zum wenigsten nicht derart, daB die Verbindung sich weiterhin fiir
sie gelolint hátte. Streitigkeiten iiber einzelne Fragen, wie iiber die Flagge3,
hátten einige Jahre dauern können, aber nicht lánger. Viele Dánen begannen
dies einzusehen und zu verstehen. Gerade die jetzige Zeit der Umwálzungen
zeigte den Eeuten hier und in Dánemark, daB die Verbindmig nicht fester
geworden war, daB sie leicht zerrissen werden konnte, wenn beide Teile ihrer
nicht froh wurden, das will sagen, wir, als die Schwáchsten, braucliten in
1 Vgl. den Artikel: „Das Königreiclt Island" in He£t 3/4, VI. Jahrg. 2 Die dánische
Regicrunghat schon seit Jahrenbetont, daB sie dielslánder nicht zwingen wolle, gegen
•hren Willen in eincr ihnen durchaus nicht zusagenden staatlichen Verbindung jnit Dá-
"eniark zu bleiben. Anmerk. des Obersetzers. 3 Vgl. den Artikel „Island und Dáne-
Btark“ in Ileít 1/2, VI. Jahrg.
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