Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1919, Blaðsíða 35
besuchen. Wir wissen wohl, daB der Garten der islándischen Kunst noch
nicht reich ist. Man kann nur von jungen Grasspitzen reden, die auf offenem
^elde und nicht irn Schutze altehrwiirdiger Báume gewachsen sind. Die
Altesten unter den Ausstellern haben ihr Kunststudium kurz nach der J ahr-
hundertwende begonnen; also ist die islándische bildende Kunst höchstens
ein Vierteljahrhundert alt.“
Wir wiinschen dieser Ausstellung guten Iirfolg und der islándischen Kunst
reichen Aufschwung.
2. Das Radiuminstitut in Reykjavik
Am 29. Mai kam der Arzt Gudlaugur Claessen auf Willemoes von Eng-
>and nach Reykjavík zuriick uud brachte 200 Milligramm Radiimi mit.
Eine lange, zielbewuBte Arbeit hat damit ihr Ziel erreielit. G. Claessen,
der sich besonders mit Eicht- und Röntgenstrahleutherapie bcscháftigt und
ein Röntgeninstitut in Reykjavík eingericlitet hatte, sah die Notwendigkeit
ein, ein Radiuminstitut daran anzuschlieBen, begab sich deshalb zu Studien-
^wecken uach Kopenhagcn und Stockholm und suchte dann die islándische
öffentlichkeit durch Zeitungsartikel und Vortráge íiir dicse Sache zu ge-
vpinnen. Von der Oddfellowgesellschaft wurde die Sache kráftig unterstiitzt
uud eine Geldsammlung in die Wcge geleitet. Am 4. Mai 1918 wurde die
aus Schenkungen entstehende Stiftung begriindet niit einem Kapital von
r48 430 Kr., das mit Zinsen bis zmn I. Juli 1919 auf 152 298,13 Kr. ange-
'vachsen war. Die Schenkungen dazu bewegten sich zwischen 25 Kr. und
20 000 Kr.
Der Versuch, durch deutsche Vermittlung in der Tiirkei Radium zu
kaufen, scheiterte an den hohen Kosten und den Zahlungsbedingungen.
Dann aber gelang es in Eondon, Radimn aus Amerika zu kaufen, zu einem
sehr niedrigen Preis: 200 Milligramm mit allem Zubehör und Versendung
62 000 Kr.
Dieses Radium ist jetzt in Reykj avík eingetroffen, G. Claessen liat die
Stellung als Arzt des Instituts iibernommen, zu der er sich durch eine
fteue fiinfmonatliche Studienreise nacli Eondon und Stockholm vorbereitet
^atte. Das Institut, das sicli im Hause Nathan & Olsen (Pósthússtræti 7)
úefindet, ist táglich 2—3 Stunden der öffentlichkeit zugánglich. W. H.
XIII. NACHRICHTEN AUS ISLAND
l- Nach dem Tode von Jón 'Olafson hatte die Arbeit an dessen Wörterbuch dr. Björn
Bjarnarson iibernommen; nach dessen kurz darauf erfolgtcm Tod hat die philosophische
Ukultat auf Anregung der Regierung die Weiterfiihrung ausgeschrieben; darauf hat
skh mag. Jakob Jóhannesson Smári (Dozent íiir islándische Sprache an der Universitát
^eýkjavík) gemeldet. Uber die Art der Fortsetzung der Arbeit ist noch nicht völlige
klarhcit geschaffen. -
^ Mitt. (1. Islandírcunde VII, i/:
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