Mitteilungen der Islandfreunde - 01.01.1921, Blaðsíða 12
Hekla und Krafla, von warrnen Quellen und denr Springquell des Geysir.
von den langen lichten Tagen inr Sominer und ewiger Winternacht, von
einem Volke, das vor mehr als iooo Jahren von Norwegen gekonnnen waf
und den Schatz seiner alten Lieder und Sagen, vor allem die Edda ínitge-
bracht hatte — mehr kannte man meistens kaum. In Scheffels „Lied der
Waldfrau" (Ekkehard) und dem Gesang der letzten Goten am Ende von
Dahns „Ein Kampf um Rom“ lebte die alte Gleichstellung von Thule
und Island wieder auf. In Webers „Dreizehnlinden" (276) wird die Ent-
deckung Amerikas durch Leif im Jahre 1000 etwa 200 Jahre friiher an-
gesetzt. Die Rahmenhandlung von Dahns nordischem Romau aus dem
11. Jahrhundert „Odhins Trost" spielt auf Lland unter dem guten alten
Bischof Isleif und Gizurr, seinem scharfen Sohu und Schiirer; von Thor-
waldr dem Weitgereisten, von Sidhu Hallr uud dem Priester Dankbrand
ist die Rede; hiibsch ist der Friihling auf Island geschildert (277, 278)-
Auf Island am Hamundfjord beginnt Dahns nordischer Roman aus dem
10. Jahrhundert „Sind Götter? Die Halfred Sigskaldsaga", den Scherer
als die beste Schöpfung des Dichters bezeichnet hat, weil er gut den Skepti"
zismus der alten Islánder wiedergábe, die von den Göttern keine Hilfe mehr
erwarteten und statt der Götter nur ein Schicksalswalten annahmen. TW
einige Ziige hat die Geschichte vom Freyspriester Hrafukel Anregung ge'
geben (Thule XII). (Fortsetzung folgt)
IV. EIN ISLÁNDISCHER RUNENWERK
1n der arnamagnáanischen Sammlung in Kopenhageu wird eine Schrift
verwahrt, die nie gedruckt wordeu ist. Es ist dies J ón ’Olafssous Runo-
logia, 1752 fertiggeschrieben (AM 413 fol.). Jón ’Olafsson wurde im nordwestl-
Island als Sohn eines Geistlichen zu Haður (Grunnavik) 1705 geborefl-
(Er darf nicht verwechselt werden mit dem 1731 geborenen Pliilologefl
gleichen Narnens.) Als junger Mann kam er nach Kopenliageu zu Arfl1
Magnússon, fiir den er dort alte Handscliriften abschrieb. Nachdem beflfl
Brande Kopenhagens 1728 unter auderem die einzige bewahrte Haudschrift
der Heiðarvígasaga zugrunde gegangen war, schrieb er sie nach dem Ge'
dáchtnisse nieder. Sein weiteres Leben war ziemlich planlos und er starb
1779. Seine Schriften, in dánischer, lateinischer und islándischer Sprache.
in denen er sich mit literargeschichtlichen, sprachkundlichen und áhulichefl
Dingen abgab, sind zum grofien Teile ungedruckt geblieben. Er verfaBte
unter anderem eine Bearbeitung der Snorra-Edda und eine Lebensbeschrei'
bung von Arni Magnússon. Seine Runologia wurde beniitzt von Jobafl
Liljegren fúr die Runlára (Stockholm 1832); doch sind Lújegrens Angabe*1
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