Mitteilungen der Islandfreunde - 01.01.1921, Blaðsíða 14
gewisser Geheimruneu auf dem Röksteine. Dieser Stein, der in der Nahe
der Kirche von Rök in Östergötland (Schweden) steht und aus dem Dnde
des 9. Jahrhunderts stammt, trágt die lángste bisher bekannte Runen-
inschrift; sie ist in jiingeren uud álteren Runen sowie in verschiedenefl
Geheimschriften abgefaBt. Die Deutung der Inschrift hat seit lángerefl1
die Fachleute bescháftigt, ohne daB bis jetzt ein einwandfreies Ergebnis
erzielt worden wáre. (Siehe Bugge-Olsen, Der Runenstein von Rök, Stock-
holm 1910; O. v. Friesen, Runorna i Sverige, Uppsala 1915, S. iiff-í
v. Friesen im Reallex. d. german. Altertumsk. IV, uuter RunenschriftJ
vom selben Verfasser ist ei?ie gröBere Arbeit iiber den Rökstein soebefl
erschienen: Rökstenen, Stockholm 1920.)
Auf einer der beiden Schmalseiten des Röksteines stehen nuu Gehein1'
runen — von derselben Gattung, wie sie in der Inschrift von Maeshowe
(Mainland, Orkney) auftreten (Reallex. u. Runenschrift) — die MagnUS
Olsen gelesen hat als: sakumukmini. Audere Forscher kanien zu eine111
anderen Ergebnisse, da sie die Zeile nach aufwárts und abwárts und als
rechtslaufende Runenzeile lasen, wáhrend sie Olsen so las, daB er die Spitze
des Steines links hatte. Unsere Handschrift bestátigt nmi die Richtigkeit
von Olsens Uesung. Uöst man námlich nach ihren Regeln die Runen auf,
(Spitze des Steines links), so ergibt sich die allerdings sinnlose und nicht
aussprechbare Buchstabenreihe: airfbfrbnhn. Nimmt ma»
aber statt jedes dieser Buchstaben die in der Runenreihe náchstfolgeflde
Rune, so erscheint: sakumukmini.
Auf der Ober- und Ruckseite des Steines stehenfernerZeichen, die schief'
gestellten Kreuzen, an deren Arme Striche angesetzt sind, gleichen. Auch
von solchen Runen ist in der Handschrift die Rede; sie werden dort „Zelt-
runen“ genannt. Die Zeltrunen auf dem Röksteine hat v. Friesen (Rök-
stenen S. 17 ff.) aufgelöst als: sibi nianari ul niruþr; auf Islándisch sollte
das lauten: Sibbi vévari 61 nireðr, d. i. Sibbe in Vi zeugte ihn irtl
90. Uebensj ahre. Diese Auflösung hat v. Friesen auf dem Wege der tjber-
legung gewonnen. Gehen wir den in Frage stehenden Runen init defl
Regeln nnserer Handschrift zu Ueibe, so kommen wir zur gleichen Auflösung’
eine Bekráftigung von Prof. v. Friesens Ergebnis, wie er es sich nicht
schöner wúnschen kann.
Von Island her fállt also unerwartet Uicht auf einen schwedischen RuueJ1‘
stein und umgekehrt wird durch diesen die Gediegenheit der Runenkenntn15’
die noch verháltnismáBig spát auf Island blúhte, bestátigt. Die Zuverlássíg'
keit unserer Handschrift wird úbrigens auch dargetan durch eine zwerte,
in der arnamagnáauischen Sammlung befindliche (AM 687 d. 4to), die etwa
50 J ahre álter ist und nach Arni Magnússons eigener Angabe ebenfalls aUS
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