Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1931, Blaðsíða 15
Erinnerung daran, daB die Insel vor Zeiten ein Hauptfangort fúr den Edelfalken
gewesen, die man dann iiberall auf dem Festlande zur Jagd abrichtete.)
Das Petschaft ist mit silbernem Griff versehen, der bugelförmig in fúnfteiligem
Scharnier beweglich ist. Eine Jahreszahl trágt das Petschaft nicht. Der Bericht des
Museums för Kunst und Gewerbe in Hamburg fiir das Jahr 1904 (erschienen 1905)
bemerkt dazu:
,,Die urkundlichen Veröffentlichungen aus den alten Rechnungsbiichern mit dem
im Jahre 1520 anhebenden Islandfahrerbuche geben keine Nachricht úber Zeit und
Anlaö der Anfertigung des kostbaren Petschaftes, wohl aber lassen sich aus dem,
was Staphorsts „Hamburgische Kirchengeschichte" úber die Grúndung der St. Annen-
Brúderschaft der Islandfahrer úberliefert, die Schlússe ziehen, daB diese in den ersten
Jahren des 16. Jahrhunderts angefertigt sein muö.
Hamburg ist die einzige deutsche Stadt, in der es eine Islandfahrer-Gesellschaft
gegeben hat. Von dieser erfahren wir zuerst im Jahre 1580. Am 4. April dieses Jahres
vereinigten sich die Brúder des Klosters St. Johannis mit der Gesellschaft der Island-
fahrer zur Stiftung einer Brúderschaft, genannt: ,,St. Annen der Islandfahrer". Sieben
Jahre danach gestattete der Rat dieser Brúderschaft die Anlegung eines „Liber frater-
nitatis, Brúderschaftsbuches".
Wáhrend die áltere Gesellschaft eine Vereinigung von Mánnern gleichen Gescháftes,
eine Gemeinschaft von Lebensinteressen war, und sich meist auf der Reise, fern von
der Heimat, betátigte, vereinigte die Brúderschaft auch die Familie der Mitglieder
zum Zwecke des gegenseitigen Schutzes in der Heimat und im AnschluB an den Altar
einer Schutzheiligen zu einer kirchlichen Institution. Dieser theoretischen Sonderung
entsprechen aber insofern die Tatsachen nicht, als die Brúderschaft mit ihrer im Stillen
wirkenden Wohltátigkeit die rein geschaftlichen Ziele der Gesellschaft verdrángt,
und aus beiden im Laufe des 16. Jahrhunderts „Der Isslander farer armen broder-
schaft" wird. Die Brúderschaft erwirbt 1513 die Benutzung der wenige Jahre vorher
erbauten St. Annen-Kapelle in der St. Petri-Kirche, löste aber schon 1535 ihre Ver-
bindung mit dieser. Mit der Reformation hatte sie auch ihren Charakter einer kirch-
lichen Brúderschaft verloren."
Die Brúderschaft der Islandfahrer stand noch lange in engen Beziehungen zu der
kaufmánnischen Gesellschaft der Englandfahrer, hielt ihre Zusammenkúnfte und
Feste in deren Hause ab und verehrte ihr im Jahre 1550 einen vergoldeten Becher
im Gewicht von 42% Lot. Wie alles hamburgische Silbergerát des 16. Jabrhunderts
ist auch dieser Becher spurlos verschwunden. Nur das silberne Petschaft hat die
anderen Wertgegenstánde dieser altehrwúrdigen Islandfahrer-Brúderschaft und diese
selbst úberlebt.
V. AUFZÁHLUNG DER VON FRIEDRICH KÚMEL 1929
IN ISLAND GESAMMELTEN BLÚTENPFLANZEN
Von Dr. Max Onno (Wien)
Im Juli und August 1929 unternahmen zwei Wiener Forscher eine Studienreise
nach Súd- und Zentral-Island: der Geograph Prof. Dr. Josef Keindl und der Geologe
cand. phil. Friedrich Kúmel. Auf dieser Reise wurden auch einige Pflanzen gesammelt.
Herr Kúmel hatte die Freundlichkeit, mir die Bearbeitung seiner Blútenpflanzen zu
erlauben. — Den Herren Prof. Dr. Friedrich Vierhapper, R.-R. Karl Ronniger und
cand. phil. Karl H. Rechinger fil. bin ich fúr die Bestimmung schwierigerer Gattungen
zu groBem Dank verpflichtet, ebenso Herrn Hofrat Dr. Karl Keiszler, Direktor der
Botanischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien, durch dessen gútige
Erlaubnis ich seit zwei Jahren einen Arbeitsplatz im Museum benutzen darf.
Zur Bestimmung verwendete ich Chr. Gronlund, Islands Flora, Kopenhagen 1881,
an den ich mich auch in Systematik und Nomenklatur hielt. Von demselben Autor
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